Zu den grotesken Dingen im Profisport gehört sicher das Umbenennen von Fußballstadien aus wirtschaftlichen Gründen. Für die schnelle Einnahme werden da gerne mal uralte Namen geopfert, die Fans müssen dann in Stadien mit so schlimmen Bezeichnungen wie „Trolli-Arena“, „Signal-Iduna-Park“ oder „Schauinsland-Reisen-Arena“ pilgern – weigern sich aber meist, den neuen Namen zu benutzen.

Doch nicht alle Vereine machen dieses Spiel mit, in der 1. Bundesliga halten mit Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC und dem 1. FC Kaiserslautern immerhin noch vier von 18 Clubs am jeweiligen Traditionsnamen fest. Und eine Spielklasse tiefer gehen zwei Vereine jetzt neue Wege, um an für Umbauten notwendige Einnahmen zu kommen, ohne ihre treuen Anhänger zu verprellen.

Beim Zweitligisten 1. FC Union Berlin können Fans ab Dezember Anteile an ihrem Stadion „Alte Försterei“ kaufen. Die insgesamt erwarteten fünf Millionen Euro Einnahmen sollen dann den Bau der neuen Haupttribüne mitfinanzieren. Aktien in einem bestimmten Umfang können dabei jedoch nur Sponsoren und Vereinsmitglieder erwerben.

Ligakonkurrent FC St. Pauli wartet dagegen mit einer Anleihe auf. Den Käufern werden dabei bis zum Jahr 2018 Zinsen von satten 6 Prozent versprochen. An der Spielstätte „Millerntor“ erwarten die Verantwortlichen dadurch Einnahmen von sechs Millionen Euro, die unter anderem für den Neubau der maroden Gegengeraden verwendet werden sollen.

Die Fans zeigen sich begeistert, zumindest diejenigen, die den 190 Seiten dicken Wertpapierprospekt nicht genau studiert haben. Denn dort heißt es deutlich, dass Anleger ihr investiertes Kapital teilweise oder vollständig verlieren können. Die in diesem Zusammenhang aufgezeigten Risiken erstrecken sich über mehrere Seiten. Auch ein schlechtes sportliches Abschneiden wird angeführt. Wer die wechselhafte Geschichte des Vereins kennt, dürfte spätestens hier von einem Investment zurückschrecken.

Teilen

Verwandte Artikel: