Ängstliche Banken

Das umstrittene Bad-Bank-Gesetz wurde nun vom Bundestag beschlossen, doch für die deutschen Geschäftsbanken kehrt keine Ruhe ein. Ganz im Gegenteil, der Druck wächst weiter, denn die Institute geben die niedrigen Zinssätze der Europäischen Zentralbank nicht an ihre Kunden weiter, vor allem mittelständische Firmen leiden darunter. Trotz aller stützender Staatsmaßnahmen droht dadurch eine sich weiter verschärfende Kreditklemme.

Mehrere hochranginge Regierungspolitiker kritisierten an diesem Wochenende die derzeitige Kreditvergabepraxis der Banken. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück kündigt sogar Maßnahmen an, die es bisher noch nicht gegeben habe. Die Einführung von Zwangskrediten scheint dabei nicht mehr ausgeschlossen, genauso wie die Möglichkeit von Direktkrediten der Bundesbank an Unternehmen.

Steinbrück bemängelt, dass die Banken das Geld, welches sie momentan zum Zinssatz von nur einem Prozent erhalten, vor allem in den Handel mit Devisen, Aktien oder Rentenpapieren stecken – anstatt es als Kredite weiterzugeben. Auch Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg kritisiert, dass die niedrigen Zinsen hauptsächlich zur Sanierung der eigenen Bilanzen genutzt werden.

Fakt ist: Momentan sind die Auflagen und Sicherheiten, die Banken für einen Kredit verlangen, einfach zu hoch und oft auch zu bürokratisch. Dies könnte dazu führen, dass sich die Wirtschaftskrise im Laufe des Jahres weiter verschärft. Das kann und darf nicht im Interesse der Banken sein, die ja gerade mit Milliarden von Staatsgeldern gerettet wurden. Wo ist also die große Bank, die ihre Ängstlichkeit über Bord wirft und Firmenkredite zu fairen Konditionen anbietet – bevor sie möglicherweise auch dazu verpflichtet wird?

Anlage mit Geldzurückgarantie

Mit dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers beschleunigte sich im September des vergangenen Jahres die Wirtschaftskrise weltweit. Doch was für viele erst Monate später durch fehlende Aufträge oder eine Gefährdung des Arbeitsplatzes spürbar wurde, war für einige Anleger bereits der Beginn eines schnellen persönlichen Finanzfiaskos – mit dem nahezu kompletten Verlust des angelegten Geldes.

Eine kleine Klagewelle ist mittlerweile auf diejenigen Banken zugerollt, die ihren Kunden Lehman-Zertifikate angeboten haben. Zehntausende Kunden hatten damals zugegriffen und insgesamt mehrere hundert Millionen Euro investiert – im Glauben daran, dass es sich bei den Zertifikaten um eine sichere Anlage handelt. An die Möglichkeit eines Totalverlustes dachten nur die wenigsten.

Heute nun, rund ein dreiviertel Jahr später, hat ein Gericht einem geprellten Anleger den vollen Ersatz seines finanziellen Schadens durch Lehman-Zertifikate zugesprochen. Zahlen soll das in diesem Fall die Hamburger Sparkasse, begründet wurde das Urteil mit falscher Beratung. Mit einem Verweis auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs soll die Nachweispflicht nun teilweise auch bei der jeweiligen Bank liegen.

Die Hamburger Sparkasse will zwar Berufung gegen das Urteil einlegen, doch der Richterspruch könnte wegweisend sein. Viele weitere geschädigte Lehman-Anleger werden nun Mut schöpfen und ebenfalls gegen ihr Finanzinstitut klagen. Doch noch weitreichender könnten die Folgen für die Kundenberatung in den Banken sein – in letzter Konsequenz vielleicht sogar weg vom provisionsgesteuerten Produktvertrieb hin zu einer unabhängigeren Beratung?

Zwei schrecklich nette Familien

Die heile Welt bei Porsche gehört der Vergangenheit an. Bisher lagen alle Stammaktien in den Händen der beiden Familien Porsche und Piëch. Doch das könnte sich nun schnell ändern. Nachdem man sich mit der geplanten VW-Übernahme übernommen hat und die Wirtschaftskrise ihr Übriges beiträgt, wird dringend ein Investor gesucht.

Im Gespräch ist der Scheich des Emirats Katar. Dieser strebt eine Sperrminorität an – 25 Prozent plus eine Aktie. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking scheint mit diesem Geschäft einverstanden zu sein, doch nun gibt es Widerstände im Familien-Clan. Ferdinand Piëch will, dass statt einer Fusion VW Porsche ganz übernimmt – als Aufsichtsratschef würde er damit weiter an Macht gewinnen.

Doch selbst bei einem Einstieg der arabischen Investoren, der einige Milliarden Euro kosten würde, wären die Probleme Porsches nicht gelöst. Man wäre weiterhin kräftig verschuldet und die Frage, wie aus dem Zusammenschluss des Massenherstellers VW mit dem Sportwagenhersteller Porsche ein integrierter Automobilkonzern werden soll, weiter ungeklärt.

Und welchen Einfluss könnten die Scheichs in Zukunft nehmen? Schmilzt die Macht der beiden Autobauerfamilien? Porsche – und damit auch VW – scheinen vor umwälzenden Neuerungen zu stehen. Doch daran trägt sicher nicht nur die Finanzkrise Schuld, sondern vor allem auch die Fehler des Managements, das in Boom-Zeiten zu hoch gepokert hat.

47 Millionen Euro pro Bein

Die Wirtschaftskrise bestimmt seit Monaten die Schlagzeilen. Massenentlassungen, Firmenpleiten und Staatsbankrotte – ein Ende der Misere lässt sich derzeit höchstens erahnen. Doch plötzlich scheint all dies in weiter Ferne zu liegen, wenn man die Meldung des Tages liest: Real Madrid kauft den Fußballspieler Cristiano Ronaldo für 94 Millionen Euro – das ist mit deutlichem Abstand der bisher teuerste Transfer der Fußballgeschichte.

Über diese Summe kann sich nun Ronaldos alter Arbeitgeber Manchester United freuen. Zuvor hatte Real bereits den Superstar Kaká vom AC Mailand für ebenfalls recht stolze 65 Millionen Euro verpflichtet. Die Mailand-Anhänger protestierten zwar gegen diesen Wechsel, doch selbst Vereinspräsident Silvio Berlusconi konnte den Brasilianer nicht halten.

Doch woher kommt das viele Geld in wirtschaftlich schweren Zeiten? Möglich macht dies der Präsident der Madrilenen, Florentino Pérez. Auch in seiner zweiten Amtszeit, nach einer dreijährigen Unterbrechung, arbeitet er an seinem Traum einer „galaktischen“ Mannschaft. 300 Millionen Euro will der Bauunternehmer insgesamt für neue Spieler ausgeben. Auch Franck Ribéry von Bayern München steht auf seiner spektakulären Wunschliste.

Dass besonders die Baubranche stark von der Krise getroffen wurde, scheint Pérez nicht zu stören. Ganz im Gegenteil: Er investiert, scheinbar ohne Rücksicht auf Verluste. Mit den neuen Stars will er endlich die internationale Titelflaute von Real Madrid beenden. Doch der Unternehmer sollte wissen, dass auch Geld nicht immer genug Tore schießt.

Einstürzende Kaufhäuser

Aus den Fußgängerzonen deutscher Groß- und Kleinstädte sind sie nicht mehr wegzudenken – dachte man bis vor kurzem. Doch nun stehen Warenhäuser wie Hertie und Woolworth vor dem Aus. Handel bedeutet Wandel, heißt eine dazu passende Branchenweisheit. Auch Karstadt könnte es treffen, bei der wohl bekanntesten deutschen Kaufhauskette wird die Lage immer bedrohlicher.

Der Mutterkonzern Arcandor hat 650 Millionen Euro Staatsbürgschaft beantragt und einen Kredit in Höhe von 200 Millionen Euro. Zusätzlich demonstrieren Karstadt-Beschäftigte und sammeln bei den Kunden Unterschriften für den Erhalt der insgesamt rund 50.000 Arbeitsplätze. Es geht dabei nicht nur um die Kaufhauskette, sondern auch um den Versandhandel Quelle.

Doch Nothilfe aus dem Deutschlandfonds wird es wahrscheinlich nicht geben, denn dazu müsste der ehemals unter KarstadtQuelle firmierende Unternehmensbereich erst durch die Wirtschaftskrise in Schieflage geraten sein – viele Branchenexperten und Politiker teilen diese Auffassung nicht. Zulange leiden die Warenhäuser schon unter der Internetkonkurrenz, der Anziehungskraft von Fachketten und nicht zuletzt unter gravierenden Managementfehlern.

Doch steht nicht eigentlich Arcandor selbst in der Pflicht? Der Konzern besitzt nicht nur schwächelnde Warenhäuser, sondern auch den profitablen Reisekonzern Thomas Cook. Und der könnte bei einem Verkauf doch den einen oder anderen Euro bringen. Auch andere Wege sind denkbar, beispielsweise eine Fusion mit dem Erzrivalen Kaufhof, der zum Metro-Konzern gehört.

Nächste Woche will der Lenkungsausschuss über Arcandors Antrag auf Hilfe aus dem begehrten Notfonds entscheiden. Es geht dabei nicht nur um eine mögliche weitere Verödung deutscher Fußgängerzonen, sondern auch um die Glaubwürdigkeit der Politik.

Traumrendite um jeden Preis

Hauptversammlung der Deutschen Bank heute in Frankfurt am Main: Die große Josef-Ackermann-Show. Der Vorstandsvorsitzende, dessen Vertrag vor wenigen Wochen entgegen aller Erwartungen noch einmal verlängert wurde, lässt sich wieder einmal feiern. Und er verteidigt sein ehrgeiziges Renditeziel: 25 Prozent – Wirtschaftskrise hin oder her.

Ackermann setzt dabei auf „ein überzeugendes Geschäftsmodell und eine starke Marktposition“. Übermäßige Risiken gehe man dagegen nicht ein. Und deshalb brauche man auch keine Staatshilfe. Soweit so gut. Doch ist die Deutsche Bank wirklich ein strahlender Krisengewinner?

Indirekt hat die Bank nämlich auch von Staatsgeldern profitiert – durch das Eingreifen der Regierungen in diversen Ländern. Denn ein noch stärkerer Zusammenbruch des Finanzsystems hätte sicherlich auch die Deutsche Bank mit in die Tiefe gerissen. Und ein Großteil des jetzt eingefahrenen Milliardengewinns kam nur zustande, da viele Unternehmen wegen der Krise dringend Geld brauchten. Gute Zahlen trotz oder etwa dank der Krise – das ist hier die Frage.

Andere Probleme der Deutschen Bank geraten so in den Hintergrund: Auch bei Deutschlands Vorzeigefinanzinstitut scheint es eine Spitzelaffäre zu geben, einige Führungskräfte wurden laut Medienberichten offenbar ausgespäht. Der gute Ruf der Bank ist gefährdet, Ackermann kündigt Konsequenzen an. „Null Toleranz“ verkündete er heute in dieser Angelegenheit. Doch vorerst leuchten noch die Milliardengewinne über der Deutschen Bank.

Rette sich, wer kann

Mit den Banken hatte es begonnen. Finanzmarktstabilisierungsfonds – Soffin für alle, die wollen. Doch mittlerweile rufen auch Unternehmen aus verschiedenen anderen Branchen nach Staatshilfe. Begehrtes Ziel der angeschlagenen Firmen ist der Deutschlandfonds. Insgesamt warten hier 115 Milliarden Euro auf „Bedürftige“ – große Namen wie Porsche, Opel, Schaeffler und Infineon stehen in der Warteschlange oder auch Arcandor mit seinen ineffizienten Karstadt-Warenhäusern.

Diese Hilfe ist allerdings umstritten. Denn sie soll vor allem bei den Unternehmen landen, die durch die Wirtschaftskrise vorübergehend in Schwierigkeiten geraten sind – also gerne bei Firmen aus dem Mittelstand, die eigentlich finanziell gesund sind.

Doch nun läuft das Ganze in eine völlig andere Richtung: Paradebeispiel ist der Porsche-Konzern, vor kurzem noch so glänzend dastehend wie ein neues Modell auf einem Autosalon. Doch mit der angestrebten VW-Übernahme verhob sich der Sportwagenhersteller gewaltig und steht nun vor einem Scherbenhaufen.

Wie soll der Staat also entscheiden, welche Unternehmen der Realwirtschaft er unterstützen und womöglich retten soll? Nach Systemrelevanz? Oder lieber nach Bekanntheit? Oder etwa doch das Gießkannenprinzip? Große Namen aus der deutschen Wirtschaft sitzen im Lenkungsrat und werden Entscheidungen fällen. Daumen hoch oder runter – hoffentlich immer im Interesse des Steuerzahlers. Ach ja, Wahlen stehen natürlich auch noch vor der Tür.

Bad Banks – böses Erwachen garantiert?

Lange wurde seit dem Ausbruch der Finanzkrise darüber diskutiert, nun ist auch in Deutschland der Weg frei für die so genannten Bad Banks. Es gilt, problematische Wertpapiere mit einem Volumen von mehr als 200 Milliarden Euro zu beseitigen. Die Bundesregierung hat in ihrem heutigen Gesetzesentwurf ein Modell konstruiert, das den Banken die Entsorgung ihrer Giftpapiere erleichtert.

Für deren Auslagerung in Zweckgesellschaften erhalten die Geldhäuser dann staatliche Garantien. So soll eine weitere Ausweitung der Krise verhindert werden. Nach dem Tausch des schlechten „bösen“ Kapitals gegen gutes Kapital sollen sich die Geldinstitute wieder untereinander vertrauen. Neue Wertberichtigungen werden so erst einmal ausgeschlossen.

Allerdings müssen die Banken dafür zahlen: Gebühren für die Garantieleistungen und außerdem Ausgleichsbeträge – bis zu 20 Jahre lang. Mögliche Gewinne der Banken werden dadurch dauerhaft reduziert. Zahlen müssen im Zweifel die Aktionäre. Doch die öffentlichen Haushalte werden durch diese Regel nicht belastet – praktisch für die Politiker der Großen Koalition so kurz vor der Bundestagswahl. Der Haken: Eine andere Regierung könnte das Gesetz später wieder ändern – zum Nachteil des Steuerzahlers.

Mit den Bad Banks werden die Risiken der Giftpapiere also nicht beseitigt, sie schlummern weiter vor sich hin. Investoren und damit dringend benötigtes Eigenkapital werden abgeschreckt. Fraglich ist, ob die betroffenen Finanzinstitute die Bad Banks unter diesen Umständen überhaupt annehmen möchten? Zumindest bei den Privatbanken darf das bezweifelt werden.

Fiat, Magna oder tote Hose?

Opel retten oder fallen lassen – die Diskussionen um den bekannten Automobilhersteller aus Rüsselsheim gehen seit Wochen in alle Richtungen. Die Lage ist verzwickt, zu groß ist die Abhängigkeit vom amerikanischen Mutterkonzern General Motors. Nun soll Hilfe von außen kommen, entweder durch den italienischen Fiat-Konzern oder den kanadisch-österreichischen Zulieferer Magna.
Fiat-Chef Sergio Marchionne hat sich gerade erst den US-Pleiteaspiranten Chrysler einverleibt, nun also auch noch Opel – da stellt sich die Frage, ob sich das selbst nicht gerade auf soliden Füßen stehende Unternehmen mit diesen Weltkonzern-Plänen nicht übernimmt. Darüber hinaus bringt ein Zusammengehen mit Opel eine Menge Überschneidungen vor allem bei den Kleinwagen mit sich – die langfristigen Folgen für Standorte und Belegschaften liegen auf der Hand.
Bleibt die Alternative Magna. Eine völlig neue Variante auf dem Automobilmarkt, denn erstmals würde ein Autozulieferer einen großen Hersteller kaufen. Doch Magna will selbst nur mit 20 Prozent einsteigen und sucht daher weitere Partner, vor allem in Russland. Aber vielleicht kommen trotz Wirtschaftskrise doch noch Finanzinvestoren bei Opel zum Zuge? Diese haben sich bisher deutlich zurückgehalten.
Sicher ist derzeit nur, dass „Die Toten Hosen“ ihre Hilfe verweigert haben. Für ein Benefizkonzert stehe die Punkrockband, die im Jahr 1983 mit einem Album namens „Opel-Gang“ berühmt wurde, nicht zur Verfügung. Sänger Campino sieht sich und seine Mannen nicht mit dem Autobauer verbunden. Es wäre natürlich finanziell nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein gewesen, allerdings mit einem hohen Symbolcharakter.
Immerhin laufen die Geschäfte in Rüsselsheim dank der Abwrackprämie wieder besser. Opel konnte seinen Marktanteil in Deutschland im April auf beachtliche zehn Prozent steigern. Nun heißt es für das Management, die beste Lösung für das angeschlagene Traditionsunternehmen zu finden. Denn schon am 1. Juni läuft das Ultimatum der US-Regierung für General Motors ab. Bis dahin soll es einen Sanierungsplan geben. Und dann sollten auch die Weichen für Opels Zukunft gestellt sein – wenn es denn eine gibt.

Neuer Bankkaufmann-Blog ist nun online

Liebe Besucher,

heute ist es soweit – der Bankkaufmann-Blog ist online. Wir werden hier regelmäßig über aktuelle Themen aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen informieren.

Helmut Reich

Helmut Reich

Als Blogger konnten wir Helmut Reich ( www.fangfrisch-medien.de ) engagieren, der als freier Journalist unter anderem Artikel für die Internetportale manager-magazin.de, zeit.de und die Zeitung Welt am Sonntag verfasst. Der Diplom-Volkswirt verfügt über langjährige Erfahrung als Wirtschaftsjournalist, unter anderem als Korrespondent am Finanzplatz Frankfurt am Main. Wir freuen uns, dass wir ihn für unseren Blog gewinnen konnten.

Nächste Woche startet der Bankkaufmann-Blog mit dem ersten Artikel. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen, Nachdenken und Kommentieren.

Ihr Tobias Hohberger