Blamage für deutsche Manager

Apple-Fans und iPhone-Süchtige haben es schon lange gewusst: Steve Jobs, der Chef des amerikanischen Technologieunternehmens Apple, ist der beste Manager der Welt. Zu diesem Ergebnis kam nun auch eine Untersuchung des angesehenen Wirtschaftsfachblatts „Harvard Business Manager“. Einzig relevant für das Ergebnis dieser Studie war jedoch der nachhaltige, finanzielle Erfolg.

Um eindrucksvolle 150 Milliarden Dollar steigerte Jobs den Börsenwert von Apple seit seinem Amtsantritt vor 13 Jahren. Sicherlich nicht nur die Leistung einer einzelnen Person, sondern aller Mitarbeiter des Konzerns. Doch gerade bei Apple wird deutlich, wie stark ein innovatives Unternehmen von seinem Firmenchef abhängig sein kann. Als Jobs zwischenzeitlich schwer krank wurde, fiel sofort auch der Börsenkurs.

Mit weitem Abstand folgt auf dem zweiten Rang ebenfalls ein Elektronikkonzernchef. Der als harter Sanierer bekannt gewordene Yun Jong-Yong schaffte für das südkoreanische Unternehmen Samsung ein Plus von 127 Milliarden Dollar. Auf Platz drei kommt dann schon ein russischer Manager: Alexej Miller leitet den Energieversorger Gazprom und konnte den Amerikaner John Chambers von Cisco und den Inder Mukesh Ambani von Reliance Industries auf die folgenden Ränge verweisen.

Als beste Frau landete Margaret Whitmann vom Internetauktionshaus Ebay auf dem achten Rang. Enttäuschend das Abschneiden der oft hoch gelobten deutschen Manager, von denen es keiner in die Top 50 der Untersuchung schaffte. Lediglich Harry Roels, der für fünf Jahre an der Spitze des Essener Energiekonzerns RWE stand, rangiert auf Platz 34 – der sich mittlerweile im Ruhestand befindliche Roels ist allerdings ein gebürtiger Niederländer.

Buntheit wird bestraft

Wer in diesen Tagen einem guten Freund oder der lieben Tante einen Geburtstagsgruß mit der Post schicken möchte, der sollte vorher die Farbwahl des Umschlags bedenken. Nicht etwa aus ästhetischen Gründen, sondern um sicher zu gehen, dass die Glückwünsche auch pünktlich beim Empfänger ankommen. Die Deutsche Post hat nämlich den Preis für farbige Umschläge von 55 Cent auf stolze 90 Cent erhöht – ein Strafporto für grüne oder rote Briefe droht.

Eine kuriose Regelung, die damit begründet wird, dass die Schrift auf farbigen Umschlägen für Maschinen oft unlesbar sei und diese daher von Hand sortiert werden müssen. Schon vor Weihnachten wurde diese Maßnahme publik, bei den Festtagsgrüßen drückte das Unternehmen allerdings nochmal ein Auge zu. Nun jedoch kassiert der ehemalige Monopolist ab – und steht auch aus anderen Gründen in der Kritik: Politiker fordern eine Aufspaltung der Post, da der angestrebte Wettbewerb nicht so richtig in Gang kommen will.

Ein geplantes Entflechtungsgesetz sieht vor, dass marktbeherrschende Unternehmen in Zukunft gezwungen werden können, Teile ihres Betriebs zu verkaufen. Die Deutsche Post wäre so ein Fall – wie auch Energiekonzerne, die Deutsche Bahn und unter Umständen sogar große Banken. Besonders das Briefgeschäft wird von den Kritikern der Post gerne angeführt – die Strukturen seien hier weiterhin recht monopolistisch. Zwar gebe es Wettbewerber, doch die seien noch immer zu klein.

Auffällig ist tatsächlich, Briefkästen finden sich nur von der Deutschen Post. Doch diese lässt sich vorerst nicht beirren und hat sich nach dem zweifelhaften Coup mit dem erhöhten Porto für farbige Umschläge schon wieder etwas Neues einfallen lassen: Briefe sollen zukünftig auch digitalisiert und per Internet verschickt werden können, besonders für Firmenkunden soll das praktisch sein. Kennt man schon lange unter dem Namen E-Mail? Egal, diese ist meist kostenlos – die Post wird natürlich eine Gebühr für diese höchst innovativen Online-Briefe verlangen.

Die Angst vor dem App

Ein schneller Blick beim Frühstück auf das iPhone: „Oh, mein Zug hat 20 Minuten Verspätung“ – da reicht die Zeit noch für eine zweite Scheibe Brot. Oder der Kinofilm am Abend: Man müsste mal dringend zur Toilette, doch dadurch werden womöglich wichtige Szenen des Films verpasst. Auch hier hilft das iPhone, per Signalton wird angezeigt, wann man schnell für zwei Minuten verschwinden kann, ohne Entscheidendes zu verpassen.

Möglich machen diese kleinen und großen Lebenserleichterungen das iPhone des amerikanischen Computer- und Handyherstellers Apple. Applikationen, kurz App, werden diese Programme genannt, die gegen Gebühr oder kostenlos auf das inzwischen so beliebte und weit verbreitete Gerät geladen werden können. Zwischenstände beim Fußball, Börsenkurse, das Wetter am Urlaubsort – über nahezu alles ist man so informiert.

Auch die Medienbranche hat diese Anwendung nun für sich entdeckt. Und plötzlich sollen die Apps die Verlage aus ihrer strukturellen Krise retten. Informationen wandern verstärkt ins Internet ab, die meisten Zeitungen und Zeitschriften verlieren an Auflage, in den USA gibt es bereits Großstädte ohne Tageszeitung. Kein Wunder, denn nahezu eine komplette Generation ist mit Handy und Internet aufgewachsen, da spielen schnell veraltende Zeitungen, so hintergründig sie auch berichten mögen, keine große Rolle mehr.

Das Problem der Verlage ist, dass ihre einst so wertvollen Inhalte im Internet quasi verschenkt werden, da sie überall kostenfrei zur Verfügung stehen. Nun gibt es Versuche, Artikel gegen Gebühren zu verkaufen – der Verlag Axel Springer sieht sich hierzulande in einer Vorreiterrolle. Besonders groß ist daher auch der Aufschrei aus diesem Hause, da die gebührenfinanzierte ARD ihre Tagesschau in Zukunft als App anbieten will. Der Untergang der Medien wird plötzlich von den Verlagen prophezeit. Wohlgemerkt, wegen einer simplen Ankündigung.

Stimmungsmache hin oder her, hier werden die Apps wohl deutlich überschätzt. Denn die Inhalte der Tagesschau sind schon jetzt für jeden im Internet frei zugänglich. Da wird eine optisch aufgehübschte Aufbereitung für das iPhone sicher keine große Rolle mehr spielen. Die Panik der Medienhäuser ist also übertrieben, diese Energie sollte lieber in qualitativ hochwertige Premiuminhalte investiert werden, denn nur dann wären die Nutzer auch bereit, dafür im Internet Geld zu zahlen.

Das fängt ja gut an…

Vor zehn Jahren war es das große Thema. Die Umstellung der Computersysteme auf das neue Jahrtausend. Von einem drohenden „Millenium-Bug“ war in den Tagen vor dem Jahreswechsel 1999/2000 weltweit die Rede. Vom Ausfall aller Ampeln, medizinischer Geräte bis hin zum Absturz von Flugzeugen – die schlimmsten Szenarien wurden damals erwartet, passiert ist nahezu nichts. Doch mit einer Dekade Verspätung hat uns das Problem nun doch noch eingeholt.

Seit dem Neujahrstag sind in Deutschland viele Millionen Geld-, EC- und Kreditkarten unbenutzbar geworden. Die Software hat die Umstellung auf das Jahr 2010 nicht verkraftet, die neue Jahreszahl konnte nicht verarbeitet werden. Ratlose und verärgerte Kunden vor den Bankautomaten oder an der Supermarktkasse sind die Folge. Vor allem die Karten der Sparkassen, der Commerzbank und der Postbank waren von dem Fehler in einem Sicherheitschip betroffen.

In unserem durchtechnisierten Zeitalter eine unglaubliche Panne. Was den Kunden bleibt, ist der Gang zum Bankschalter – so wie im vergangenen Jahrhundert üblich. Oder das Abheben von Bargeld bei einem anderen Bankinstitut. Das funktioniert in der Regel, kostet jedoch oft Extragebühren, die laut Auskunft einer Verbraucherzentrale nicht erstattet werden müssen. Weitaus schwieriger gestaltet sich das Problem für Urlauber oder Geschäftsreisende im Ausland.

Teuer könnte die ganze Malaise auch für die Banken selbst werden. Der möglicherweise erforderliche Umtausch aller betroffenen Karten, schätzungsweise 30 Millionen Stück, könnte sie einen dreistelligen Millionenbetrag kosten. Und auch der Handel klagt wegen der streikenden Plastikkarten über massive Umsatzeinbußen. 2010 sollte eigentlich das Jahr werden, in dem nach der Finanzkrise wieder positiv nach vorne geschaut werden sollte – es begann jedoch mit einem Rückfall um ein ganzes Jahrzehnt. Mindestens.

Bei Anruf Protokoll

Alles neu ab Montag in den Bankfilialen. Mit dem Jahreswechsel ist eine Regelung in Kraft getreten, die besagt, dass Beratungsgespräche mit Kunden ausführlich protokolliert werden müssen. Egal, ob es sich um Aktien, Fonds oder Anleihen handelt. Damit hat der Gesetzgeber auf die Finanzkrise reagiert, die zum Teil zu herben Verlusten bei Anlegern geführt hatte, die sich daraufhin über mangelnde Beratung durch die Banken beschwerten. Viele Klagen auf Schadenersatz aus dieser Zeit sind noch immer nicht entschieden.

Durch die Beratungsprotokolle soll für die Zukunft mehr Rechtssicherheit geschaffen werden. Zuvor lag es zumeist am Kunden, den Beweis einer schlechten oder unzureichenden Beratung zu erbringen. Nun muss alles genau aufgelistet werden, die Kundenwünsche, die Dauer des Gesprächs und sogar die Produkte, über die gesprochen wurde, ohne dass es zu einem Kauf kam. Auch die Risikobereitschaft des Kunden wird nun schriftlich festgehalten. Denn nur wenn diese sofort vermerkt wird, kann die Angemessenheit des verkauften Wertpapiers im Streitfall besser eingeschätzt werden.

Ohne Protokolle geht es nur noch, wenn einer Direktbank Aufträge telefonisch oder per Internet erteilt werden. Hier geht man davon aus, dass die Kunden über Produkte und Risiken ausreichend informiert sind. Doch bei jeder normalen telefonischen Bankberatung wird nun auch eine Niederschrift fällig. Der Bundesverband der Banken weist daraufhin, dass im Fall eines Telefonats sogar ein einwöchiges Rücktrittsrecht besteht.

Insgesamt also eine große Umstellung für alle Berater – und auch für die Kunden. Zwar gab es auch zuvor schon Protokolle, doch diese wurden oft nicht ausgehändigt. Dennoch: die Chance, dass die Beratung fairer und transparenter verläuft, ist durch die neue Reglung deutlich erhöht. Zuvor stand das zu verkaufende Produkt leider oft schon vor dem Gespräch fest, auf die wahren Bedürfnisse des Kunden wurden in vielen Fällen keine Rücksicht mehr genommen – mit den bekannten, fatalen Folgen. Die bürokratischen Konsequenzen müssen nun alle Beteiligten tragen.

Trostpflaster für Banker

2009 war gewiss kein einfaches Jahr für die Beschäftigten der Bankinstitute. Als Folge der Finanzkrise wurden Filialen geschlossen und Arbeitsplätze sowohl in der Breite als auch in der Spitze abgebaut. Und als Mitverursacher dieser Situation wurde bei der Medienschelte oftmals auch der einfache Bankangestellte gleich mit in Sippenhaft genommen. Der gute Ruf des Bankers hat in diesem Jahr also arg gelitten, teilweise sicherlich zu Recht, aber manches Mal sind die Kritiker auch weit über ihr Ziel hinausgeschossen.

Schadensbegrenzung und die Hoffnung auf ein besseres Jahr bestimmten das Bild bei den Weihnachtsfeiern in den Bankfilialen und bei den Gesprächen mit den Kunden. Ein kleines Trostpflaster gibt es jedoch noch vor dem Jahreswechsel zu vermelden: Die Durchschnittsgehälter der Banker haben sich auch im Krisenjahr weiter erhöht.

Eine kürzlich veröffentliche Untersuchung des Beratungsunternehmens Kienbaum ergab, dass die Vergütung für Führungskräfte im Bankgewerbe im Untersuchungszeitraum von Juli 2008 bis zum Juli 2009 um 2,7 Prozent gestiegen ist. Allerdings wurden bei einigen der großen Banken Gehaltserhöhungen vorübergehend auch ausgesetzt, besonders die Institute, denen die Krise hart zugesetzt hat, waren davon betroffen.

Am meisten konnte bei privaten Geschäftsbanken verdient werden, hier gab es – das ist keine Überraschung – auch die höchsten Bonuszahlungen. Obwohl diese momentan stark in der öffentlichen Kritik stehen, gibt es laut der Studie weiterhin einen allgemeinen Trend hin zu variablen Vergütungssystemen bei Banken.

Feuer in Athen

Wenn die großen Ratingagenturen den Daumen über ein Unternehmen oder einen Staat senken, dann ist es oftmals schon zu spät. Diesmal hat es Griechenland getroffen, wegen der hohen Staatsverschuldung sei die Kreditwürdigkeit nicht mehr in einem soliden Maße gewährleistet. Darlehen werden nun erneut teurer, die Zahlungsfähigkeit sinkt weiter. Der griechische Premierminister sieht bereits die Souveränität des Landes gefährdet.

Deshalb hat die Regierung nun umfangreiche Sparmaßnahmen angekündigt, sich damit aber den Zorn vieler betroffener gesellschaftlicher Gruppen zugezogen – es wird demonstriert und gestreikt. Doch Handlungsbedarf besteht in Griechenland allemal. Das Land ist nicht nur hoch verschuldet, sondern auch von einem besonders stark aufgeblähten öffentlichen Dienst geprägt.

Wichtig ist die weitere Entwicklung der griechischen Volkswirtschaft auch für die Stabilität des Euro. Von den EU-Konvergenzkriterien ist das Land am weitesten von allen Staaten der Währungsunion entfernt. Mehr als 120 Prozent beträgt der Anteil der Verschuldung am Bruttoinlandsprodukt – erlaubt sind jedoch nur 60 Prozent. Mit dem Überschreiten dieser Grenze haben als Folge der Wirtschaftskrise momentan zwar nahezu alle Länder der Euro-Zone zu kämpfen, doch die Griechen haben schon bei der Aufnahme nur durch Statistiktricksereien die Kriterien erfüllen können.

Wie es weitergehen soll, ist fraglich. Eigentlich stünde eine finanzielle Bestrafung des Mittelmeerstaats an, was die Schulden jedoch weiter erhöhen würde. Auf den Euro könnte sich der drohende Bankrott Griechenlands so oder so gefährlich auswirken. Und mittelfristig droht aus Sicht der Währungshüter weitere Gefahr, denn auch um Spanien und Irland ist es wirtschaftlich derzeit nicht gut bestellt – das griechische Feuer könnte sich also noch zu einem Flächenbrand in Europa ausweiten.

Alle Jahre wieder?

Die hohen Bonuszahlungen für Banker sind nicht nur in Deutschland umstritten. In vielen Ländern sind diese zu einem Symbol für die Finanzmisere geworden. Keine Boni, keine Krise – so scheinen Teile der Öffentlichkeit und der Medien zu denken. In Großbritannien gibt es daher schon bald eine Regel, die in der Bevölkerung gut ankommen wird. Eine Steuer auf Boni. 50 Prozent sollen die Banker berappen, vorerst allerdings nur für ein Jahr.

Wer über 25.000 Pfund an Bonuszahlungen erhält, der muss die Hälfte an den Staat abführen. Das gab der Finanzminister Alistair Darling heute bekannt. Mit dieser Sondersteuer soll der Arbeitsmarkt belebt werden. Gleichzeitig wird damit bezweckt, dass die angeschlagenen Banken mögliche Gewinne lieber dazu nutzen, ihr Eigenkapital aufzubessern. Ob die Steuer allerdings auch hilft, die risikoreichen Geschäfte der Banker zu minimieren, ist fraglich.

Bankenverbände fürchten bereits den Abzug der Finanzbranche. Vor allem gute Mitarbeiter könnten abwandern, heißt es. Weitere Beschwerden kommen von den Instituten, die in der Krise bisher keine Staatshilfe in Anspruch nehmen mussten. Doch die neue Regel bietet Schlupflöcher: Große Teile der Bonuszahlungen könnten in Fixgehälter umgewandelt werden. Oder einfach ins nächste Jahr verschieben – in der Hoffnung, dass diese Strafsteuer nur eine populäre Maßnahme vor den anstehenden Parlamentswahlen ist.

Doch in ihrer angekündigten Einmaligkeit wirkt die Regel nur wie ein schlechter Scherz. Die Unsicherheit, ob die Steuer auf Boni nicht doch in den nächsten Jahren regelmäßig erhoben wird, lastest schon jetzt auf der gesamten britischen Bankenbranche. Und diese ist wirklich besser beraten, von einer dauerhaften Steuer auszugehen, denn anders macht diese Maßnahme einfach keinen Sinn.

Der Fluch der leeren Pötte

Das traditionsreiche Hamburger Hotel Atlantik liegt direkt an der Alster. Von großen Schiffen ist dort nichts zu sehen. Nicht der passendste Ort also für den Verband Deutscher Reeder, um seine Jahresbilanz zu ziehen. Denn das eigentliche Geschehen in der Schifffahrt spielt sich auf den Weltmeeren ab und ein beträchtlicher Teil davon auf der Elbe, nur einige hundert Meter vom Atlantik-Hotel entfernt.

Doch auch dort war der Betrieb in den vergangenen Monaten merkwürdig ruhig. Weniger Containerschiffe, weniger Hafengeräusche, weniger Hinterlandverkehr. Die Folgen der Wirtschaftskrise waren und sind im Hamburger Hafen für jeden Beobachter offensichtlich. Und der Reederverband lieferte heute dazu die entsprechenden Zahlen: Rückgang des Welthandels um zwölf Prozent, davon beeinflusst sank auch der Containerverkehr auf See um zehn Prozent.

Eine Entwicklung, die kaum jemand in der Schifffahrt für möglich gehalten hatte. Obwohl diese schon immer ein besonders zyklisches Geschäft war, wurden weiter viele neue Frachter bestellt, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Folgen sind fatal: Überkapazitäten, niedrige Charterraten und die in Boomzeiten georderten Schiffe können oft nicht mehr bezahlt werden. Bei der Kapitalbeschaffung klagt die Branche, die noch vor eineinhalb Jahren quasi im Geld schwamm, mittlerweile über Engpässe.

Wie in anderen Industriezweigen wird nun auch hier der Ruf nach dem Staat laut. Reeder-Chef Michael Behrendt fordert Unterstützung, betont aber zugleich, dass diese Finanzhilfen nur für eine Phase der Überbrückung gedacht seien. Ob mit stabilisierenden Maßnahmen oder ohne – es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen nach einer Erholung ein wenig stärker auf Sicht fahren. Denn die nächste Krise kommt bestimmt.

Hoch gebaut, tief gefallen

Jahrelang stand das Emirat Dubai für den Boom der Weltwirtschaft. Spektakulär anmutende Hochhäuser und künstlich angelegte Inseln in Palmenform waren die Wahrzeichen für diesen Aufschwung. Selbst die Finanzkrise hinterließ in diesem Bild zunächst nur ein paar kleine Dellen. Aufkommendes Krisengerede wurde von der Regierung meist schnell abgewiegelt.

Im Vergleich zu der Situation in manch anderen Staaten ging es den Ölscheichs tatsächlich noch lange relativ gut, doch der Immobilienboom begann schon in den vergangenen Monaten deutlich sichtbar zu bröckeln. Nun sollen die meisten spektakulären Bauprojekte gestoppt sein. Viele Unternehmen in Dubai klagen über teils massive Finanzprobleme, darunter auch das staatseigene Firmenkonstrukt Dubai World – der Erbauer der berühmten Palmeninseln.

Dubai mit nur etwas mehr als einer Millionen Einwohnern droht nun sogar zu einer Gefahr für die sich gerade wieder erholende Weltwirtschaft zu werden. Von einer möglichen Rückkehr der Finanzkrise ist bereits die Rede. Auch die Börsen reagierten auf die jüngsten Negativnachrichten zunächst pessimistisch, weltweit gingen die Kurse deutlich zurück. Vor allem die Werte von Banken verloren überdurchschnittlich. Aber auch Unternehmen, die geschäftlich stark mit Dubai verbunden sind – darunter einige deutsche Automobilhersteller.

Die Regierung in Dubai zeigt sich dagegen weiter optimistisch und erwartet für das kommende Jahr bereits wieder Wachstum. Doch mit der Bitte um Zahlungsaufschub hat das Emirat an den internationalen Finanzmärkten eine große Unruhe ausgelöst. Nur schwer wird sich diese Situation stabilisieren können, die Gefahr eines Dominoeffekts im arabischen Raum ist nicht auszuschließen.