Der Wert des Fußballs

Viele Fußballfans befinden sich derzeit in Hochstimmung. Die Bundesliga steuert, getragen von einem Zuschauerboom, auf ein spannendes Saisonfinale zu und zwei deutsche Mannschaften stehen im Halbfinale des Europapokals – das gab es schon lange nicht mehr. Doch damit nicht genug, denn ab dem 11. Juni findet vier Wochen lang die Weltmeisterschaft in Südafrika statt.

Auch wirtschaftlich geht es den meisten deutschen Spitzenvereinen im Gegensatz zu vielen Kontrahenten in Europa gut. Nun wurde zudem der volkswirtschaftliche Nutzen des beliebten Sports ermittelt. Die renommierte Unternehmensberatung McKinsey hat ihre Rechenmaschinen angeworfen, um als Ergebnis einer Studie genaue Zahlen präsentieren zu können.

Und siehe da, die Wertschöpfung im deutschen Fußball beträgt 5,1 Milliarden Euro pro Jahr. Zum Vergleich: das entspricht ungefähr dem Betrag, den der gesamte Versandhandel in diesem Lande erzielt. Auch der Fiskus profitiert mit Steuereinnahmen von 1,5 Milliarden Euro vom Kampf um das berühmte runde Leder.

Insgesamt hängen laut Untersuchung 70.000 Vollzeitarbeitsplätze vom Fußball ab. Damit können in Deutschland nur wenige Großkonzerne mithalten. Das Durchschnittseinkommen der durch den Sport geschaffenen Arbeitsplätze – zum Beispiel in der Gastronomie oder in der Textilbranche – beträgt jedoch lediglich 25.000 Euro im Jahr. Ein Betrag, über den viele Profis hierzulande nur schmunzeln: So viel bekommen sie jede Woche.

Ein Denkmal bröckelt

Er war der Star der amerikanischen Bankenszene. Knapp 20 Jahre stand er an der Spitze der amerikanischen Notenbank Federal Reserve . Sein Wort hatte Gewicht, jeder Nebensatz wurde genau analysiert, bereits die tägliche Dicke seiner Aktentasche konnte Börsenkurse bewegen. Und wenn er frühmorgens sein geliebtes Bad nahm und über Geldpolitik nachdachte, dann schwappten die Wellen im Laufe des Tages bis Europa.

Alan Greenspan war nicht nur Bankern und Wirtschaftsexperten ein Begriff. Der mächtige Wirtschaftswissenschaftler genoss weltweite Bekanntheit und schaffte das Kunststück, unter vier verschiedenen US-Präsidenten im Amt zu bleiben und mehrere Börsenabstürze zu überstehen. Doch die jüngste Finanzkrise, die zumindest in ihrer gewaltigen Dimension erst nach seinem Rücktritt als Fed-Chef sichtbar wurde, wird auch ihm angekreidet.

Der 84 Jahre alte Ökonom muss sich nun vor dem US-Kongress verantworten. Seine Politik des billigen Geldes soll für die Blase am amerikanischen Immobilienmarkt mitverantwortlich sein. Greenspan verteidigt sich und die niedrigen Zinsen, für die er bekannt war. Stattdessen gibt er verärgert Banken und Ratingagenturen die Schuld an der Krise. Gewiss sind diese mitverantwortlich, doch etwas mehr Selbstkritik und Gelassenheit wären sicher angebracht, damit Greenspan seinen guten Ruf nicht komplett verliert.

Wenn aus Kunden Fans werden

Lange Schlangen vor Geschäften bedeuten oft, dass es den Menschen schlecht geht. Nahrungsmittelknappheiten nach Krisen oder Katastrophen fallen einem bei solchen Bildern sofort ein. Nur selten aber ist das Gegenteil der Fall: Ein Produkt steht zum Kauf, das neu ist. Ein Produkt, das keiner haben muss, aber alle haben wollen. Meist handelt es sich dabei um Luxus. Speziell handelt es sich in diesen Tagen um ein Gerät namens iPad.

Vor einigen Wochen wurde es vorgesellt. Nur per Video, doch das war genug, um einen Hype zu entfachen. Auch wenn der wahre Nutzen dieses vergrößerten iPhones ohne Telefonfunktion den meisten Experten noch immer verschlossen bleibt – es reicht mittlerweile wohl aus, dass ein neues Produkt des Technologiekonzerns Apple auf den Markt kommt. Weit mehr als 300.000 Verkäufe am ersten Tag sprechen jedenfalls eine deutliche Sprache.

Die Konkurrenz staunt, finden doch ihre technisch ebenfalls mit hohem Aufwand produzierten Produkte bei weitem nicht so viele Abnehmer. Ein Markt scheint völlig verrückt zu spielen – in den Lehrbüchern zur Volkswirtschaft gibt es zwar Modelle für die Nachfrage nach Luxusgütern, doch das Phänomen „Fan-Käufer“ ist auch dort noch Mangelware.

Sicher ist: Der Preis regelt die Nachfrage nicht mehr, denn dieser ist den iPad-Käufern offensichtlich völlig egal. Die 500 Dollar für das Kultprodukt können ja woanders wieder eingespart werden. Zum Beispiel durch den Kauf billigerer Äpfel, auch wenn das ein paar Jahre dauern mag.

Reichtum ist relativ

Die Veröffentlichung von Spitzengehältern aus der Wirtschaft ruft regelmäßig Neid hervor. In Deutschland werden besonders die Einkünfte des Josef Ackermann jedes Jahr aufs Neue intensiv diskutiert. So auch in diesem Frühjahr, als bekannt wurde, dass der Vorstandschef der Deutschen Bank im vergangenen Jahr knapp zehn Millionen Euro einstreichen konnte.

Das war ein großer Sprung gegenüber dem Vorjahr, als es bei dem Frankfurter Finanzriesen wegen der Wirtschaftsmisere ausnahmsweise keine Bonuszahlungen gab. Ackermann kam damals auf ein vergleichsweise bescheidenes Gehalt von 1,4 Millionen Euro. Doch egal, ob eine oder zehn Millionen Euro, es gibt Topverdiener auf diesem Planeten, die selbst über solch hohe Summen nur schmunzeln können.

Manager von Hedgefonds gehören dazu, denn sie verdienen oft ein Vielfaches des Ackermann-Salärs. Wie US-Medien berichteten, kassierte die Nummer eins unter diesen umstrittenen Investoren, David Tepper, im Krisenjahr 2009 etwa vier Milliarden Dollar. Den zweiten Rang belegt der bekannte Investmentbanker George Soros. Man könnte auf den ersten Blick sagen, mit 3,3 Milliarden Dollar knapp dahinter. Doch der Unterschied beträgt immerhin 700 Millionen Dollar, umgerechnet also mehr als eine halbe Milliarde Euro.

Der Verdienst des Deutsche-Bank-Chefs relativiert sich damit wieder, denn Tepper strich im vergangenen Jahr ungefähr 300 Ackermann-Gehälter ein. Und sein Erfolgsrezept hört sich überschaubar an: Er spekulierte mitten in der Finanzkrise auf eine Erholung der angeschlagenen Banken – dank massiver Staatshilfe gelang dies. Die Finanzinstitute wurden also mit Steuergeldern gerettet und Tepper ganz nebenbei zu einem noch reicheren Mann.

Hauptsache gesund

Alles neu. So könnte das Motto lauten, das der neue Gesundheitsminister Philipp Rösler sich beim Amtsantritt vor einem halben Jahr zu eigen gemacht hat. Nach der geplanten Einführung einer umstrittenen Kopfpauschale folgt nun das nächste gewagte Ziel: Neue Medikamente sollen durch eine Art Zwangsrabatt billiger werden und so die Krankenkassen entlasten. Ein Angriff auf die mächtige Pharmaindustrie?

Knapp 1,5 Milliarden Euro könnten die Krankenkassen laut Berechnungen insgesamt pro Jahr einsparen. Auch ein Preiserhöhungsstopp für besonders teure Medikamente ist geplant. Laut Rösler soll trotz bezahlbarer Preise die Versorgung mit innovativen Arzneimitteln gesichert werden. Notfalls solle eine Schiedskommission einschreiten und den Preis festlegen, sofern sich Hersteller und Krankenkassen nicht einigen können.

Doch das neue Verfahren ist nicht frei von Kritik. Die Pharmakonzerne könnten ihre große Marktmacht weiter ausnutzen und höhere Preise durchsetzen, wird moniert. Positiv wird dagegen gesehen, dass die Hersteller in Zukunft den medizinischen Zusatznutzen eines neuen Medikaments gegenüber den bereits etablierten Heilmitteln offen darlegen müssen. Für die Produzenten von so genannten Nachahmerpräparaten wäre das auf jeden Fall ein herber Rückschlag.

Wer schützt wen?

Die Zwillingstürme der Deutschen Bank in Frankfurt am Main sind landesweit bekannt. Unter dem Namen „Soll und Haben“ stehen sie symbolisch für Deutschlands größtes Finanzinstitut. Dieses hat sich nun einen Selbstschutz verordnet. Ein 90 Zentimeter hoher Wall wird um die beiden frisch renovierten Gebäude gezogen. Damit sollen mögliche Terroranschläge verhindert werden.

Doch brauchen die Banken als Folge der Finanzkrise wirklich solche kurios anmutenden Schutzmaßnahmen? Eher muss der Staat vor den Konsequenzen eines möglichen erneuten Zusammenbruchs eines Geldhauses abgesichert werden, denken sich die Politiker. Geplant wird deshalb eine Abgabe, die in einem Fonds Gelder bei den Banken einsammelt – so wird bei einer Bankenpleite zukünftig finanzielle Soforthilfe geleistet und damit der Steuerzahler entlastet.

Details dazu sind noch nicht bekannt, doch wurde die geplante Maßnahme terminlich auffallend passend vor den bundesweit bedeutenden Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen bekannt. Immerhin: Sparkassen und Genossenschaftsbanken sollen nicht so stark belastet werden wie die global agierenden Privatbanken, da sie nicht so spekulativ tätig sind wie diese. Unklar ist allerdings, wie mit ausländischen Banken, die in Deutschland tätig sind, umgegangen wird.

Bei den großen inländischen Finanzinstituten dürfte jedenfalls keine Freude über die Bankenabgabe aufkommen, knabbern doch die meisten von ihnen noch immer an den krisenbedingten Milliardenrückzahlungen. Einzig die Deutsche Bank hat damit keine Probleme mehr – und den Kopf offensichtlich frei für andere Dinge.

Revolution jetzt

Ein Kinobesuch kann unterhaltend sein, amüsieren oder traurig stimmen. Es gibt jedoch auch Filme, die nachdenklich machen. Und motivieren, etwas zu verändern. So auch die Dokumentation Die 4. Revolution – Energy Autonomy , die seit Donnerstag in vielen Lichtspielhäusern des Landes gezeigt wird. Ein beeindruckender Film, der sich für die Wende im Energiesektor einsetzt – und zwar schnell und flächendeckend.

Überschwemmungen als Folgen des Klimawandels oder tote Landschaften nach einem Kernreaktorunfall zeigt dieser Film bewusst nicht. Vielmehr gibt es positive Beispiele zu sehen, wie Menschen aktiv und erfolgreich an dem notwendigen Strukturwandel arbeiten. In Deutschland, Dänemark, in den USA, Mali oder Bangladesch wird nach Antworten auf die Energiefrage gesucht. Die Zukunft liegt in der Nutzung von Sonne, Wind, Wasserkraft und Erdwärme – die Beispiele zeigen dies eindrucksvoll.

Ohne diese Ideen und Aktivitäten würde sich nichts ändern, denn die großen Energiekonzerne halten an ihren althergebrachten Konzepten aus Öl, Kohle- und Kernkraft bis zum bitteren Ende fest. Der einfache Grund: sie verdienen damit unglaublich viel Geld. Doch auch die Psychologie spielt eine Rolle – viele Menschen glauben nicht, dass ein kompletter Umstieg auf Erneuerbare Energien möglich wäre. Doch dies kann funktionieren und ist keine Utopie mehr, behauptet der Film. Und muss. Denn die Zeit läuft gegen uns.

Von einer möglichen Erderwärmung um sechs Grad spricht selbst der konservative Chef der Internationalen Energieagentur in der Dokumentation. Alleine in China werden in den nächsten zehn Jahren so viele klimafeindliche Kohlekraftwerke gebaut, wie in den westlichen Industriestaaten seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen. In einer Kritik wurde der ausschließlich von Unternehmen und Privatpersonen finanzierte Film der PR-Ästhetik bezichtigt. Das mag teilweise sogar stimmen, doch die Natur hat eine solch ausgezeichnete PR verdient.

Harte Zeiten für Männerriegen

Kennen Sie Barbara Kux? Die Schweizerin sitzt im Vorstand des Weltkonzerns Siemens. Dort ist sie für den Einkauf und die Logistik zuständig. Das ist nicht besonders außergewöhnlich? Doch, denn Kux ist die einzige Frau im Vorstand eines der 30 großen deutschen Dax-Unternehmen. Ende 2008 trat sie ihr Amt bei dem Münchener Konzern mit seinen weltweit 400.000 Mitarbeitern an.

Damit nimmt Kux automatisch eine Vorbildfunktion für viele andere Vorstandsetagen in deutschen Unternehmen ein, in denen es an weiblichen Führungskräften mangelt. So finden sich laut einer Studie unter den 100 umsatzstärksten Unternehmen des Landes nur sieben Frauen in Vorstandspositionen, aber 519 Männer.

Vielleicht von diesen in ihrer Deutlichkeit überraschenden Zahlen inspiriert gab die Deutsche Telekom nun bekannt, eine Frauenquote für die Managementebene einzuführen. Spätestens im Jahr 2015 werden demnach die oberen, aber auch die mittleren Führungspositionen in dem Telekommunikationsunternehmen zu 30 Prozent von Frauen besetzt sein.

Mit Blick auf die recht gleich verteilten Zahlen der Uniabsolventen bleibt also zu hoffen, dass andere Unternehmen rasch mit ähnlichen Regelungen folgen werden. Oder die Gleichstellung muss gesetzlich geregelt werden – so wie in Norwegen. Dort wurde bereits vor Jahren eine Quote für börsennotierte Firmen eingeführt. Jeweils 40 Prozent der Aufsichtsratsposten müssen Frauen inne haben, ansonsten droht den Unternehmen eine Strafe.

Frühlingsboten an der Börse

Vor zehn Jahren erreichte der Börsenboom am Neuen Markt seinen Höhepunkt. Mehr als 300 zumeist junge Unternehmen waren in diesem Segment gelistet. Börsengänge fanden damals quasi täglich statt, die Bewertungen der meisten Firmen waren hochspekulativ. Doch mit den Aktienkursen ging es schnell wieder bergab. Insolvenzen und Skandale bestimmten das Bild in den nächsten Monaten und Jahren – den Neuen Markt gibt es schon lange nicht mehr.

Auch die Börsengänge wurden mit der Zeit in Deutschland Mangelware und kamen sogar zum Stillstand, jüngst ausgelöst durch die Finanzkrise. Doch da hier das Schlimmste überstanden zu sein scheint und sich die Aktienmärkte in den vergangenen Monaten erstaunlich stabil zeigten, kündigen nun die ersten Unternehmen wieder ihr „Initial Public Offering“ (IPO) an.

Unter den Kandidaten finden sich einige aussichtsreiche Unternehmen, die nichts mehr mit einigen der gescheiterten Neue-Markt-Buden gemeinsam haben. So plant Deutschlands größter Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland den Sprung an die Börse mit einem Emissionsvolumen von 880 Millionen Euro. Als erster Handelstag für die Aktien ist der 22. März geplant – es wäre der größte Börsengang hierzulande seit zwei Jahren.

Und zugleich ein Test für weitere Kandidaten. Mit der Bekleidungskette Tom Tailor und dem Chemikalienhändler Brenntag stehen zumindest zwei weitere Aspiranten schon offiziell in den Startlöchern. Vielleicht erlebt das Neuemissionsgeschäft parallel zum Frühling also eine lang erwartete Belebung. Ein Boom wie seinerzeit am Neuen Markt wird sich aber gewiss nicht wiederholen. Zumindest nicht so schnell.

Im Namen des Volkes

Mit den Volksabstimmungen und Bürgerbegehren ist das so eine Sache. In der Schweiz wird gegen den Bau von Minaretten gestimmt, obwohl es dort fast keine gibt. In deutschen Städten kommen große Mehrheiten für den Erhalt von Schwimmbädern oder Wäldern zusammen, die dann doch ohne Rücksicht auf Verluste einfach abgerissen werden. Eine neue Dimension in Sachen Volksbegehren wurde nun in dem kleinen Inselstaat Island erreicht.

In dem so genannten Icesave-Referendum durften die etwas mehr als 300.000 Einwohner am Wochenende darüber entscheiden, ob Island für die finanziellen Folgen des Bankenzusammenbruchs durch die Finanzkrise aufkommen soll. Dabei geht es um eine Summe von 3,8 Milliarden Euro, die britische und niederländische Sparer verloren hatten. Die haben ihre Einlagen zwar mittlerweile von ihren Heimatländern über Einlagensicherungsfonds weitgehend ersetzt bekommen, doch diese fordern das Geld nun natürlich von Island zurück.

Das Votum fiel eindeutig aus. 93 Prozent der Isländer stimmten gegen die Rückzahlung zu den aus ihrer Sicht nicht glücklichen Bedingungen. In diesem klaren Ergebnis spiegelt sich vor allem der Volkszorn der Isländer gegen die Politiker und Banker wider, die nach ihrer Ansicht in der Finanzkrise versagt haben. Für das sowieso schon angeschlagene Island werden die Probleme jetzt noch größer. Die EU-Ambitionen und ein erhoffter Euro-Beitritt haben durch das Votum einen herben Rückschlag erlitten.