Sprachlosigkeit

Vor einer Woche veröffentlichte die Deutsche Bank eine Studie zur Qualität der Beratung von Privatanlegern, in der es unter anderem heißt: „Weitere Maßnahmen müssen folgen, um das Vertrauen der Kunden in die Qualität der Produkte und die Transparenz der Beratung zu stärken.“ Beim Lesen einer aktuellen Pressemitteilung zu einem Rohstoff-Fonds der gleichen Bank darf man allerdings zweifeln, ob diese Maßnahmen wirklich schon greifen.

Hier ein kleiner Auszug:

„Der Fonds ist in seiner Laufzeit unbegrenzt und erfüllt die UCITS III-Vorgaben. Er basiert dabei auf dem Deutsche Bank Liquid Commodity Index Allocator Index, der Alpha- und Beta-Strategien im Rohstoffsektor dynamisch kombiniert. Die Beta-Komponente basiert auf dem Deutsche Bank Liquid Commodity Index Mean Reversion Enhanced Excess Return After Cost Index (TM) („MRE Index“).”

Dem Bankkaufmann-Blog fehlen die Worte.

Bloß keinen Stress

Banken geben sich gerne verschwiegen. Besonders dann, wenn es um die eigene finanzielle Lage geht. Doch diese interessiert seit dem Ausbruch der Finanzkrise mehr denn je. Zum einen, um zu wissen, welches Geldhaus in Zukunft gefährdet sein könnte, und zum anderen, um zu erfahren, wo die Steuergeldmilliarden bleiben und was sie bewirken.

Pikant ist in diesem Zusammenhang eine Untersuchung, die zeigt, welche Auswirkungen Krisenszenarien auf Banken haben können – in der Fachsprache werden sie Stresstest genannt. Durchgeführt werden diese Analysen von der europäischen Bankenaufsicht, die Ergebnisse blieben bisher allerdings geheim. Doch nun werden vermehrt Forderungen laut, die entsprechenden Resultate zu veröffentlichen.

Noch wehren sich die Banken gegen diese gewünschte Transparenz, denn die Folgen könnten nach Bekanntwerden einer möglichen Krisenanfälligkeit enorm sein – ähnlich wie bei der Herabstufung von Unternehmen oder Staaten durch Ratingagenturen. Doch zugleich wächst das Misstrauen am Markt gegen das Versteckspiel vieler Finanzinstitute.

Ob die Ergebnisse der aktuell durchgeführten Stresstests die Öffentlichkeit jedoch erreichen werden, ist vor allem eine politische Entscheidung. Vorbild könnten hier die USA sein, wo der Einblick in die Lage großer Banken seit dem Ausbruch der Finanzkrise deutlich erleichtert wurde. Für die angespannte Situation im Euro-Raum wäre diese Praxis von großem Interesse, denn vor allem für Spanien und Griechenland häufen sich derzeit die Berichte über Banken, die auf der Kippe stehen.

Kranke Kassen

In der deutschen Politik häufen sich die Baustellen. Von den Rundfunkgebühren bis hin zur Wehrpflicht kommen dabei viele althergebrachte Modelle auf dem Prüfstand. Nach jahrzehntelangen Forderungen stehen hier diverse notwendige Reformen bevor. In vielen Bereichen hat das erst die Wirtschaftskrise möglich gemacht. Teilweise herrscht aber weiter Stillstand, zum Beispiel im Gesundheitssystem.

Zwar gibt es hier beinahe täglich gute und schlechte Ideen, das marode System zu verändern, doch politische Taktiker und eine riesige Lobbygruppe aus Medizin und Pharma verhindern die dringend notwendigen Einschnitte. Währenddessen explodieren die Kosten zu Lasten des Staates und der Krankenkassen – das Geld landet meist in den tiefen Taschen der Pharmakonzerne.

Nun schlagen die Krankenkassen vermehrt Alarm: Die City BKK mit rund 200.000 Mitgliedern steht vor der Pleite, andere Kassen melden existenzgefährdende Probleme, Gerüchte um eine finanzielle Schieflage des Branchenriesen DAK reißen nicht ab – ein Dominoeffekt wird befürchtet. Es besteht also dringender Handlungsbedarf. Doch die Politik zeigt sich hilflos wie ein Arzt, der eine schwere Krankheit diagnostiziert, aber kein wirksames Gegenmittel zur Hand hat.

Rechnen im Fußballfieber

In wenigen Stunden beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika. Das Gastgeberland trifft im ersten Gruppenspiel auf Mexiko. Doch nicht nur die Freunde des runden Leders in aller Welt versetzt dieses Ereignis in Aufregung, auch die Volkswirte großer Banken geraten bei solchen Großveranstaltungen regelmäßig in Ekstase. Liegen sie schon mit den Prognosen für das Wachstum des Bruttoinlandprodukts oder die Entwicklung der Börsen nur selten richtig, kann man es ja mal mit einer Weltmeisterprognose versuchen.

„Brasilien schlägt Spanien im Finale der Fußball-WM“ prophezeit zum Beispiel eine hiesige Bank. Aufwändige Berechnungen hätten dies ergeben. Ein Blick auf die Wettquoten der Buchmacher zeigt allerdings, dass genau diese beiden Mannschaften auch von den Tippern weltweit favorisiert werden – meist ohne volkswirtschaftliche Kenntnisse. Für Deutschland beträgt die Titelwahrscheinlichkeit laut Berechnungen der Bank übrigens exakt 5,7 Prozent. Ob dabei die aktuellen Wetterprognosen für Johannesburg und das Zwicken in der Wade eines Stürmers bereits einberechnet sind, bleibt unklar.

Noch brisanter wird es, wenn die wirtschaftlichen Folgen so einer Fußball-WM auf das ausrichtende Land vorhergesagt werden. Das Ergebnis wird dann meist in einer so genannten Studie verbreitet: Eine Sonderkonjunktur für die Tourismusbranche wird erwartet – was für eine Überraschung. Auch die Medien dürften profitieren – der Laie staunt über eine solch gewagte Prognose. Und nicht zu vergessen die Sportartikelindustrie – ja, wer hätte das gedacht?

Rückzug der Elche

Es kommt Bewegung in die hiesige Bankenlandschaft. Schon länger wurde über die insgesamt 174 deutschen Filialen des Finanzinstituts Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) spekuliert. Zehn Jahre lang gehörten die rund eine Million ehemaligen Privatkunden der einstigen Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) schon zum schwedischen Konzern, der sein Filialnetz nun aber abstoßen möchte.

Nach Medieninformation werden die bisherigen deutschen SEB-Vertretungen an die spanische Bank Santander gehen. Diese habe sich offenbar gegen den italienischen Mitbewerber Unicredit, zu dem auch die HypoVereinsbank gehört, durchgesetzt. Als Santander Consumer Bank haben die Spanier bereits einen beachtlichen Stamm von mehr als fünf Millionen Kunden, auch in anderen europäischen Ländern ist Santander aktiv.

Der Rückzug der Skandinavier kommt nicht überraschend, hatten sie auf dem deutschen Markt doch nie so richtig Fuß fassen können und waren zuletzt sogar in die roten Zahlen gerutscht. Nach dem Verkauf ihrer Filialen wollen die Schweden lediglich das Firmenkundengeschäft behalten. Auf ihrer Homepage hält die SEB derzeit noch landestypische Offerten wie „Elch-Prämien“ und ein „Midsommar-Angebot“ für Privatkunden bereit, doch diese werden wohl schon bald auf Sangria und Paella umsteigen müssen.

Warten auf Piraten

Am Internationalen Seegerichtshof in Hamburg-Nienstedten geht es meistens beschaulich zu. Seit dem Jahr 1996 wurden an der Elbe ganze 15 Fälle verhandelt. Dabei ging es oft um Fischfangquoten, Umweltverschmutzungen und Grenzverletzungen. Nun könnten auf die Mitarbeiter und Richter aus mehreren Staaten allerdings turbulentere Zeiten zukommen.

Ein Gericht in Amsterdam hat verfügt, dass die Piraten aus Somalia, die vor einigen Monaten ein deutsches Containerschiff überfallen haben und nach der Befreiung des Frachters festgenommen wurden, nun in der Hansestadt vor Gericht gestellt werden. Es ist allerdings noch unsicher, ob der Prozess wirklich vor dem Internationalen Seegerichtshof stattfinden wird. Rechtliche Gründe könnten dagegen sprechen, einiges spricht auch für das Landgericht.

Doch egal vor welchem Gericht die Verhandlungen gegen die Seeräuber stattfinden werden – ein hohes Medieninteresse ist sicher. Schließlich wurde zuletzt vor rund 400 Jahren Piraten in Hamburg der Prozess gemacht. Berühmtester Verurteilter war seinerzeit Klaus Störtebeker, der Anfang des 15. Jahrhunderts zum Tode verurteilt wurde. Der Legende nach wurde sein Schädel zur Warnung an andere Seeräuber im Hamburger Hafen aufgespießt und ausgestellt. Doch diese Zeiten sind zum Glück lange vorbei.

Aldi macht Schluss

Gemütlichkeit, Kindergarten, Schadenfreude – es soll ja einige Wörter geben, die es so nur im deutschen Sprachgebrauch gibt, weil sie einfach unübersetzbar sind. Auch die Konstruktion „Schnäppchenjäger“ könnte dazu gehören. Denn diese Spezies scheint besonders hierzulande weit verbreitet. Und sie bezieht ihre Informationen meist aus den Anzeigen von Warenhäusern, Elektrohandelsketten und Lebensmitteldiscountern.

Doch von diesen oft ganzseitig verbreiteten Sonderangeboten profitieren nicht nur die Verbraucher, die gerne günstig einkaufen wollen oder müssen, sondern nicht ganz unerheblich auch die Verlage, die diese Zeitungen verkaufen. Diese Branche litt zuletzt stark unter einem Einbruch beim Anzeigenverkauf, konnte dabei jedoch immer noch zuverlässig auf die regelmäßigen Einnahmen durch die Discounter-Anzeigen bauen.

Damit könnte nun auch Schluss sein. Zwei Größen der Branche, der Lebensmittelhändler Aldi Süd und die Drogeriekette Schlecker wollen den Verzicht auf teure Anzeigen in den Lokalzeitungen prüfen. Die Verbraucher möchten die Discounter nun hauptsächlich durch eigene Prospekte erreichen. Und bei der Hauptzielgruppe dürfte das auch gelingen: „Hier keine Werbung einwerfen“ heißt es zwar auf vielen Briefkästen – garantiert aber nicht bei den Schnäppchenjägern.

Nun auch Spanien

Den Griechenland-Schock hatte Europa gerade halbwegs überwunden. Nun hat es auch Spanien erwischt. Wie von vielen Experten bereits erwartet, hat die erste der drei großen Ratingagenturen das stark verschuldete Land herabgestuft. Die Kreditwürdigkeit Spaniens habe gelitten, doch die Stabilität in der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone sei nicht gefährdet, teilt die Agentur Fitch am Freitagabend mit.

Mitauslöser dieser Herabstufung waren ausgerechnet die rigorosen Sparpläne der spanischen Regierung. Zweistellige Milliardenbeträge sollen bis zum nächsten Jahr eingespart werden. Unter anderem werden die Bezüge von Beamten um fünf Prozent gemindert. Laut Fitch wurden die Wachstumsaussichten für Spanien dadurch deutlich geschwächt. Größtes Problem neben der Verschuldung bleibt zudem die hohe Arbeitslosenquote von 20 Prozent.

Die Märkte haben zunächst nur mit leicht negativen Auswirkungen reagiert. Es wird offenbar abgewartet, zu welchem Urteil die weiteren Ratingagenturen bezüglich der Lage in Spanien kommen werden. Entscheidend dürfte jedoch sein, wie konsequent Sparanstrengungen in anderen europäischen Ländern umgesetzt werden. Italien vermeldete hier bereits spektakuläre Maßnahmen: Die Luxusyachten mutmaßlicher Steuersünder wurden beschlagnahmt, dabei wurde auch vor prominenten Namen nicht Halt gemacht.

Wer nimmt Karstadt?

Große Warenhäuser sind nicht mehr zeitgemäß. Kein Wunder, dass die Karstadt-Kette lange vor dem Aus stand. Doch nun sollen die angeschlagenen 120 Häuser gerettet werden. Am Freitag endet eine Verkaufsfrist – drei Bieter sind im Rennen. Favorit für eine Übernahme ist das zur Investmentbank Goldman Sachs gehörende Unternehmen Highstreet, dem bereits ein großer Teil der Karstadt-Immobilien gehören.

Von den Gewerkschaften als Käufer bevorzugt wird dagegen die Investmentgesellschaft Berggruen, welche die Marke Karstadt und alle Arbeitsplätze retten möchte. Hinzu kommt die Investorengruppe Triton, die ein hartes Sanierungsprogramm angekündigt hat. Fraglich ist nämlich, wie die Warenhäuser auf Dauer gerettet werden können. Einsparungen bei den Gehältern sind dringend notwendig, die Schließung einzelner Filialen durchaus möglich. Auch eine höhere Wochenarbeitszeit ist im Gespräch.

Voraussetzung für die Rettung des Unternehmens über einen Insolvenzplan ist allerdings, dass die betroffenen Städte und Kommunen auf die Gewerbesteuer verzichten. Insgesamt geht es hier um weit über 100 Millionen Euro. Nach langem Zögern hat sich zuletzt auch der Karstadt-Standort Köln für diese umstrittene Maßnahme entschieden.

Das ist sicher eine gute Nachricht für all die 25.000 Angestellten, die um ihren Arbeitsplatz bangen. Ein Schlag ins Gesicht jedoch für die vielen kleinen Läden und Fachgeschäfte, die besonders durch die Konkurrenz der großen Warenhausketten um ihre Existenz kämpfen müssen – und trotzdem regelmäßig ihre Steuern zahlen.

Nummernschildbürgerstreich

Abstruse Vorschläge aus der Politik gibt es genug. Meistens tauchen sie in der Saure-Gurken-Zeit auf. Also im Sommerloch, wenn die wichtigen Politiker Ferien machen und sich die Hinterbänkler mal hervortun wollen. Nun gibt es einen solchen Vorschlag jedoch schon im Mai, in einer gewiss nicht nachrichtenarmen Zeit: Ein parlamentarischer Staatssekretär der CSU fordert den Einsatz von Wechselkennzeichen.

Das Bundesverkehrsministerium greift damit einen Vorschlag des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC) auf. Nummernschilder könnten so für mehrere Autos im Wechsel benutzt werden. Damit solle die Umwelt geschont werden. Gewiss wäre das nur ein marginaler Schutz für die Natur, die ja ganz anderen Belastungen ausgesetzt ist. Immerhin: Die Besitzer mehrerer Fahrzeuge könnten so ein gutes Gewissen bekommen, da sie ja ach so umweltfreundlich handeln.

Der Umweltschutz ist also wieder einmal nur vorgeschoben. Steuer- und Versicherungsfreiheit lauten nämlich die Forderungen, die mit der Einführung solcher Wechselkennzeichen verbunden werden. Kein Wunder also, dass der Lobbyclub ADAC dafür ist. Auch dessen Argument, so den Kauf von Elektroautos zu fördern, zieht nicht so richtig – denn diese sind in den ersten fünf Jahren sowieso von der Steuer befreit.