Ohne Rücksicht auf Verluste

Tritt er nun zurück oder nicht? Der Chef des britischen Ölkonzerns BP steht nach der Katastrophe im Golf von Mexiko offenbar kurz vor dem Aus. Nach einer beispiellosen Reihe von PR-Pannen, Verharmlosungen und Täuschungen sowie einem Kursverfall der Aktie um 40 Prozent wird erwartet, dass Tony Hayward in Kürze seinen Rückzug vom Amt des BP-Vorstandvorsitzenden erklären wird.

Angeblich soll dem Manager dieser unvermeidliche Schritt noch mit einer Abfindung in zweistelliger Millionenhöhe versüßt werden. Den durch die Ölpest gefährdeten Existenzen und der zerstörten Natur hilft dieser mögliche Rücktritt allerdings nicht. Viel schlimmer noch: Obwohl die Ölquelle, welche die größte Naturkatastrophe in der Geschichte der USA ausgelöst hat, noch immer nicht endgültig und sicher versiegelt ist, plant BP schon den Beginn der nächsten Bohrungen.

Vor der Küste Libyens wollen die Briten neue Tiefseebohrungen starten. Bedenken bezüglich der Sicherheit haben die Verantwortlichen trotz des verheerenden Ausmaßes der aktuellen Katastrophe nicht. Die Profitgier scheint also weiter ungebrochen bei einem Konzern, der seine Existenzberechtigung eigentlich in den vergangenen Wochen verspielt haben müsste.

Banker des Jahres

Seit 1994 zeichnen ausgewählte Wirtschaftsjournalisten europaweit den „Banker des Jahres“ aus. In diesen Tagen wurde der Gewinner für das vergangene Jahr gekürt – und es war tatsächlich mal ein aktiver Geschäftsbanker. Das war in den Jahren zuvor wegen der Finanzkrise, die ja hauptsächlich eine Bankenkrise war, nicht mehr der Fall.

Für 2008 wurde mit dem luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker sogar ein Politiker geehrt, ein Jahr zuvor ging die Auszeichnung an den Notenbaker Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank. Doch nun konnte der Preis in der deutschen Bankenhauptstadt Frankfurt am Main bleiben.

Dort wurde in dieser Woche der Vorstandschef der Deutschen Bank gewählt. Josef Ackermann habe seine Bank auf einen guten Kurs gebracht und vor allem international wettbewerbsfähiger gemacht, lautet die Begründung für die Wahl des Schweizers Managers. Doch ob ihm diese Ehre wirklich gefallen mag?

Denn wie so oft bei solchen Auszeichnungen finden sich auch Namen in der Historie, die einen solchen Titel im Nachhinein nicht unbedingt verdient hätten. In diesem Fall ging die Ehrung für „herausragende Leistungen“ von Persönlichkeiten der europäischen Bankenwelt auch schon an die Chefs von ABN Amro und der Royal Bank of Scotland – zwei Institute, die dann später in der Finanzkrise trotz Auszeichnung ihrer Vorstände herausragende Probleme bekamen.

Kampf der Giganten

Alle zwei Jahre findet im englischen Farnborough nahe London eine der wichtigsten Luftfahrtmessen der Welt statt. Doch meist stehen hier nicht, wie bei vielen Messen sonst üblich, technische Neuerungen im Mittelpunkt des Interesses. Die Aufmerksamkeit der Medien gilt stattdessen vor allem der Anzahl der Aufträge, welche die beiden großen Flugzeughersteller Airbus und Boeing vermelden können.

Die Vormachtstellung dieser Giganten der Luftfahrt wird in der Volkswirtschaftslehre gerne als klassisches Duopol bezeichnet. Vielen Nachfragern stehen nur zwei Anbieter gegenüber. In diesem Fall Airbus als europäischer Vertreter und Tochterunternehmen des EADS-Konzerns sowie das amerikanische Pendant Boeing. Spektakuläre Modelle wie der A380 oder Boeings Dreamliner, aber auch eine Menge Pannen und Verzögerungen zeichnen den Kampf um die Vormachtstellung am Himmel seit Jahren aus.

Da sich die Luftfahrt von der Wirtschaftskrise mittlerweile recht gut erholt hat, können die beiden Erzrivalen in diesen Tagen erneut medienwirksam viele Großaufträge bekannt geben. Überschattet werden diese Erfolgszahlen jedoch von einem erbitterten Kampf um einen Großauftrag über US-Tankflugzeuge. Hier werden noch einmal Milliardenumsätze zwischen den beiden Brancheriesen verteilt.

Mit dem lukrativen Duopol könnte es nämlich in absehbarer Zeit vorbei sein, denn einige ernstzunehmende Wettbewerber aus anderen Ländern stehen in den Startlöchern. Man sollte sich daher den Namen Comac merken. Das chinesische Staatsunternehmen will die Position von Boeing und Airbus langfristig angreifen. Auf der Messe in Farnborough werden die Pläne der Chinesen bereits heiß diskutiert – auch wenn das Passagierflugzeug C919 bisher nur als Modell zu sehen ist.

Über den Wolken

Es muss gespart werden. Europas Länder ächzen unter einer großen Schuldenlast. Doch jede Einsparmaßnahme hat immer auch Proteste der Betroffenen zur Folge. So auch in Deutschland. Ein Teil des hiesigen Sparpaketes ist die geplante Steuer auf Flugtickets. Ab dem Jahr 2011 sollen Passagiere laut dem nun vorliegenden Gesetzentwurf mit bis zu 26 Euro Mehrkosten pro Ticket belastet werden.

Diese Maßnahme soll dem Staat pro Jahr etwa eine Milliarde Euro Mehreinnahmen bringen. Proteste von Billigflugfans, Mallorca-Urlaubern oder geschäftlichen Vielfliegern blieben bisher jedoch aus. Dafür bringen sich nun die großen Fluggesellschaften in Stellung: Fluggäste würden in großer Zahl auf ausländische Flughäfen ausweichen oder gleich gar nicht mehr fliegen. Tausende Arbeitsplätze seien in Gefahr, der Wirtschaftsstandort Deutschland werde geschwächt.

Ohne den lauten Aufschrei irgendeiner Lobby scheint es hierzulande also nicht mehr zu gehen. Doch ob die Folgen wirklich so gewaltig wären, ist fraglich. Ganz im Gegenteil könnte die Steuer neben ihrem Beitrag zur Sanierung des Bundeshaushalts einen weiteren positiven Effekt haben, nämlich ein umweltschonenderes Flugverhalten. Das wäre ein von der Bundesregierung ausdrücklich gewünschter Beitrag zum Klimaschutz. Dieser könnte allerdings auch verpuffen – höhere Benzinpreise zumindest haben bislang kaum einen Autofahrer dazu bewogen, sein Fahrzeug langfristig weniger zu nutzen.

Burgerfreie Zone

Mehrere Jahre hatte man ihn nicht gesehen, über seinen Gesundheitszustand konnte nur spekuliert werden. Nun ist er im kubanischen Fernsehen wieder aufgetaucht: Fidel Castro, der seine Amtsgeschäfte als Staatschef nach jahrzehntelanger Herrschaft vor vier Jahren an seinen Bruder Raúl abgetreten hatte. Warum sich der 83 Jahre alte Politiker nun der Öffentlichkeit zeigte und ob es einen Zusammenhang zu der angekündigten Freilassung von mehr als 50 politisch Gefangenen gibt, ist unklar.

Genauso unklar wie die Zukunft des karibischen Inselstaates. Das Ende der Castro-Ära ist vorhersehbar, viele Länder warten auf Veränderungen, denn sie haben wirtschaftliche Interessen in Kuba. Sowohl amerikanische, als auch russische und chinesische Investoren schauen auf ein Land, das reich an Bodenschätzen ist und zudem ein hohes touristisches Potenzial bietet. Lange war Kuba von russischer Hilfe abhängig, später kam dann Unterstützung aus dem ebenfalls sozialistischen Venezuela.

Die wirtschaftliche Öffnung erfolgt nur langsam, Investoren müssen bei einem finanziellen Engagement in dem Karibikstaat mit vielen Unsicherheiten kalkulieren. So dürfen in einem Privatrestaurant bislang höchstens zwölf Gäste empfangen werden. Nur ein Grund dafür, warum Kuba auf der Karte der Länder , in denen die Fastfood-Kette McDonald‘s vertreten ist, nicht auftaucht. Doch wer weiß, wie lange dieser von vielen als paradiesisch angesehene Zustand noch anhält.

Heiß, heißer, Deutsche Bahn

Bei Temperaturen von 35 Grad im Schatten kann eine Bahnfahrt Abkühlung bringen. Zumindest in einem modernen Hochgeschwindigkeitszug wie dem ICE. Voraussetzung ist allerdings, dass die Klimaanlage funktioniert. Das ist aber nicht immer der Fall bei der Deutschen Bahn. An diesem Wochenende fiel das technische Wunderwerk gleich in drei Zügen aus – besonders schlimm, da im ICE keine Fenster geöffnet werden können.

Normalerweise ist die Deutsche Bahn dafür bekannt, dass sich Probleme im Winter häufen. Nun also auch an einem heißen Sommertag. Einige der Fahrgäste kollabierten und mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Etwa 1000 Kunden der Deutschen Bahn waren insgesamt von den technischen Problemen betroffen. Der Konzern kündigte nun in einer Pressemitteilung an, Entschädigungen zu leisten.

Ob diese über die üblichen 25 Prozent des gezahlten Fahrpreises hinaus gehen, die man bekanntermaßen bei einer Verspätung von mehr als einer Stunde erhält, wurde aus der Bekanntmachung nicht ersichtlich. Wer diese Prozedur jedoch schon einmal mitgemacht hat, weiß, dass man für das Ausfüllen der 48 Felder im Beschwerdeformular unbedingt einen kühlen Kopf benötigt.

Pommes per Post

Suchte man vor kurzem beim amerikanischen Online-Versandhändler Amazon nach Lebensmitteln, dann landete man höchstens bei Heinz Strunks Buch „Fleisch ist mein Gemüse“. Doch das hat sich nun geändert, auf der Internetplattform werden mittlerweile mehr als 40.000 Nahrungsmittel aller Art zum Verkauf angeboten.

Schon ab einem Warenwert von 20 Euro sollen für den Kunden keine Versandkosten mehr anfallen. Doch die insgesamt hohen Logistikkosten des Anbieters bleiben das Hauptproblem bei dieser Verkaufsart. Eine zunehmend ältere Gesellschaft und die Etablierung von Internetbestelldiensten in der Bevölkerung lassen die Amazon-Macher jedoch hoffen, dass ihr Modell hierzulande ähnlich erfolgreich werden kann wie in den USA.

Das von Buchbestellungen bekannte Amazon-System funktioniert jedenfalls. Kunden, die nach tiefgekühlten Pommes Frites gesucht haben, kauften laut Webseite auch eine Pommes-Schneidemaschine oder eine Fritteuse. In der Rubrik „Kundenrezensionen“ gibt es dagegen noch keine Einträge – das wäre für einfache Lebensmittel ohne literarisch aufgebaute Spannungsbögen und weit verzweigte Erzählstränge aber auch ein wenig übertrieben.

Bauernbank an die Börse

Von rosigen Zeiten in der Wirtschaft kann derzeit nicht die Rede sein. Börsengänge sind momentan eher rar oder finden besser gar nicht statt. Nicht so jedoch in China. Hier bahnt sich gerade der vermutlich größte Börsengang aller Zeiten an. Die chinesische Bauernbank, die Agricultural Bank of China (AgBank), plant im Juli den Sprung an die Börse – und zwar zeitgleich in Hongkong und Shanghai.

Den bisherigen Rekord beim Erlös hält mit 21,9 Milliarden Dollar ebenfalls ein chinesisches Geldhaus, die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC). Immerhin 15 Prozent seiner Anteile will die sich bislang komplett in Staatsbesitz befindliche AgBank nun in Aktien ausgeben, damit könnte das Geldhaus rund 23 Milliarden Dollar einnehmen.

Die endgültigen Ausgabepreise stehen jedoch noch nicht fest, denn auch Chinas Börse wackelt derzeit und steht so schlecht da wie seit 15 Monaten nicht mehr. Das könnte allerdings teilweise auch daran liegen, dass viele Investoren bereits Geld für den großen Börsengang einsammeln. Die AgBank setzt vor allem auf ihre mehr als 300 Millionen Kunden, wird aber von Analysten als eher schwaches Finanzinstitut mit vielen faulen Krediten angesehen.

Gegründet wurde die AgBank übrigens von Mao Zedong – dem ehemals führenden und gefürchteten Politiker Chinas in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Der „Große Vorsitzende“ war für seine Gewalt- und Schreckensherrschaft bekannt, wird aber trotzdem noch immer von vielen Chinesen verehrt. Gemischte Gefühle also in China, doch bis zum endgültigen Börsengang am 15.Juli sind ja noch ein paar Tage Zeit.

Ausnahmen als Regel

Die Vereinfachung des deutschen Steuersystems haben sich schon viele Politiker und Finanzexperten vorgenommen, herausgekommen ist bislang wenig. Zu stark sind der Einfluss diverser Lobbygruppen und die Angst vor Verlusten bei den nächsten Wahlen. So wachsen die vielen Regeln, Vorschriften und Ausnahmen weiter zu einem nur noch von Experten zu durchschauenden Geflecht.

Das wohl populärste Beispiel für diesen Irrsinn bietet die Mehrwertsteuer, die den Austausch von Leistungen besteuert. Im Normalfall sind in Deutschland 19 Prozent Umsatzsteuer zu zahlen, doch die Zahl der Ausnahmen steigt. Vor über 40 Jahren wurde ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz eingeführt. Dieser beträgt derzeit 7 Prozent. Eine Regel, die bei bestimmten Produkten für den täglichen Bedarf noch Sinn machte, mittlerweile aber voller Widersprüche und Ungerechtigkeiten steckt.

Der Bundesrechnungshof hat nun in einem Sonderbericht gefordert, jede einzelne der zahlreichen Vergünstigungen zu hinterfragen. Die Liste der Ausnahmen ist lang und skurril. Ein Luxusgut wie Trüffel gilt als Paradebeispiel für nicht nachvollziehbare Steuerermäßigungen. Aber auch Taxifahrten, Schnittblumen und Hundefutter werden aus unerfindlichen Gründen begünstigt.

In die Kritik ist auch der Steuerbonus für Hotelübernachtungen geraten – kürzlich erst eingefordert von einer Partei, die ansonsten gerne und laut für die Vereinfachung des Steuersystems eintritt. Doch selbst wenn es hier zu einem Rückzieher kommen sollte, wäre das noch lange nicht genug. Denn insgesamt verzichtet der Staat durch die vielen Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer auf rund 20 Milliarden Euro im Jahr.

Sparen oder Investieren

32 Mannschaften streiten sich in diesen Tagen um die Krone im Weltfußball. In wichtigen globalen Wirtschaftsfragen dürfen dagegen nur 20 Länder mitreden. Immerhin, denn vor kurzem war dies nur sieben und später dann acht Staaten erlaubt. Die Rede ist vom alljährlichen G-20-Gipel, der an diesem Wochenende mit Vertretern der führenden Industrienationen in den kanadischen Orten Toronto und Huntsville stattfindet.

Bereits im Vorfeld teilte China mit, die Bindung der eigenen Währung Renminbi an den Dollar zu lockern. Die stark wachsende Wirtschaftsnation gab damit den Forderungen vieler anderer Staaten nach, die eigene Währung endlich aufzuwerten und damit den eigenen boomenden Export zu schwächen. Dieser nun erfolgte Schritt ist vorerst zwar nur als minimal zu bezeichnen, doch bei den verhärteten Fronten immerhin ein Teilerfolg.

Ein weiterer Streitpunkt sind die Sparbemühungen der Länder in der europäischen Währungsunion. Die hohen Staatsdefizite nach Stützung der Konjunktur und Rettung einzelner Banken bringen zum Teil drastische Sparpläne mit sich, um die verletzten Stabilitätskriterien der Euro-Zone möglichst schnell wieder zu erfüllen. Kritik daran wurde nun durch die USA laut, die befürchten, dass ein allzu strenges Sparen den sich gerade entwickelnden Konjunkturaufschwung wieder stoppen könnte.

In dieser Hinsicht zumindest kurbelt das G-20-Treffen die Wirtschaft an. Die Kosten für die Ausrichtung der Veranstaltung und vor allem für die Sicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Gipfelteilnehmer haben eine neue Rekordhöhe erreicht. Umgerechnet 900 Millionen Euro werden hierfür mittlerweile aufgewendet. Viel Geld, das in anderen Bereichen wohl weitaus besser angelegt wäre.