Ein ewiger Kämpfer

Der 100. Beitrag des Bankkaufmann-Blogs beschäftigt sich mit einem Thema, das im ersten Moment weit entfernt von Wirtschaft, Zahlen und Bilanzen entfernt zu sein scheint: unsere Ernährung. Viele Lebensmittel des täglichen Bedarfs scheinen harmlos, oft suggerieren sie sogar einen gesundheitsfördernden Eindruck. Doch dem ist bei weitem nicht immer so.

Ein Kämpfer für das Recht auf qualitativ gute Lebensmittel ist Thilo Bode – in dieser Woche Gast des Clubs Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Der einstige Greenpeace-Chef hat vor acht Jahren Foodwatch gegründet, eine Verbraucherschutzorganisation, die sich mit den Praktiken der Nahrungsmittelindustrie beschäftigt und den Widerstand dagegen organisiert. Der Verein finanziert sich dabei vor allem aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.

Seinen bisher größten Kampf hat Bode kürzlich verloren. Die Einführung einer so genannten Lebensmittelampel wurde vom EU-Parlament verhindert. Der Gehalt von Zucker, Fett und Salz in Nahrungsmitteln sollte durch knallige Farben für jeden Einkäufer im Supermarkt sofort erkennbar sein – und nicht erst umständlich im Kleingedruckten oder gar durch komplizierte Umrechnereien, die oft erst eine Vergleichbarkeit möglich machen.

Die mächtige Lebensmittelindustrie hat sich mit dem Einsatz von einer Milliarde Euro dagegen gewehrt und das Kräftemessen gewonnen. „Ein Sieg der Lobbyisten, ein Armutszeugnis für die Politik“, schrieb das Magazin „Der Spiegel“. Und eine heftige Niederlage für Bode, doch er wird weitermachen und auf besonders dreisten Etikettenschwindel hinweisen, gesetzliche Grenzwerte für Uran in Mineralwässern fordern und eine Kennzeichnungspflicht für Gentechnik im Essen.

Thilo Bode hat also noch viel zu tun. Dabei ist er ein Kostverächter. Auch wenn er die These unterstützt, dass die Weltbevölkerung langfristig nur noch ernährt werden kann, wenn wir massiv auf Fleischkonsum verzichten, ist er kein Vegetarier. Er isst, wenn er es eilig hat, sogar in Fast-Food-Läden. „Jeder soll das essen, was er möchte, doch er hat dabei auch das Recht, zu wissen, was genau er zu sich nimmt.“ Und hier findet Bode den Vergleich zur Welt der Banker: „Unser Lebensmittelmarkt ist mit dem Finanzmarkt vergleichbar, zu viele Produkte sind für die Kunden einfach undurchschaubar.“

Abwärtsspirale Deflation

Die Angst vor einer hohen Inflation ist in Deutschland aus historischen Gründen fest verwurzelt. Zu Beginn der 20er Jahre litten die Menschen unter einer so genannten Hyperinflation. Die Preise stiegen damals besonders stark und schnell an. Das Geld vieler vermögender Personen wurde rasch wertlos, dagegen wurden selbst hohe Schulden mikroskopisch klein, eine Währungsreform musste her.

Auch in den vergangenen Monaten warnten Ökonomen mehrfach vor einer höheren Inflation. Das viele Geld, das die Notenbanken in der Finanzkrise zur Stützung der Wirtschaft in Umlauf gebracht hatten, würde für deutlich steigende Preise sorgen, hieß es. Bisher ist dieser Effekt weitgehend ausgeblieben, die aktuelle Inflationsrate liegt bei mäßigen 1,0 Prozent – die düsteren Inflationsszenarien verlieren allmählich ihren Schrecken.

Schaut man ins Ausland, scheint sogar der gegenteilige Fall einzutreten. In einigen Ländern sinkt das Preisniveau für Waren und Dienstleistungen im Durchschnitt, Volkswirte sprechen in diesem Fall von einer Deflation. Besonders in Japan ist dieser Effekt momentan gut zu beobachten. Dort liegt die Deflationsrate derzeit bei 2,4 Prozent, die Wirtschaft wird dadurch geschwächt.

Dementsprechend liegt auch der Leitzins nur noch bei 0,1 Prozent. Für diesen Minimalsatz verleihen die japanischen Notenbanken viel Geld, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln und die deflationäre Abwärtsspirale zu stoppen. Denn schon in der 90er Jahren litt Japan unter einer langen und heftigen Deflation – rückblickend wird diese Phase auch als „verlorenen Dekade“ bezeichnet.

Die große Unsicherheit

So eine Situation nennt sich wohl zwiegespalten: Die Finanzkrise beschäftigt die Welt seit nunmehr zwei Jahren. Viele Unternehmen und Banken überlebten ihre Folgen nicht, zahlreiche Staaten mussten sich extrem verschulden, massive Sparmaßnahmen überrollen Betriebe und Volkswirtschaften. Viele Ausblicke auf die nächsten Jahre zeichnen daher ein eher düsteres Szenario.

Gleichzeitig häufen sich aber auch die guten Nachrichten. Der Geschäftsklimaindex in Deutschland zeigt ein deutliches Zwischenhoch an, das Bruttoinlandprodukt erzielt lange nicht mehr erreichte Zuwächse und gleichzeitig sinkt die Arbeitslosigkeit so stark, dass bereits wieder von einem eklatanten Fachkräftemangel gesprochen wird. Ist die Lage der Wirtschaft nun also gut und stabil oder weiterhin schlecht und unsicher, mag sich manch verwirrter Beobachter ob dieser unterschiedlichen Meldungen zu Recht fragen.

Eine Antwort darauf zu finden, fällt nicht leicht. Sicher, ein Wachstum von drei Prozent hört sich toll an, relativiert sich aber schnell, wenn man weiß, dass die Wirtschaftsleistung zuvor sogar um fünf Prozent eingebrochen war. Für die Psychologie, von der in der Wirtschaft ja bekanntlich vieles abhängt, sind Wachstumszahlen, wie sie derzeit verkündet werden, allerdings stimmungsfördernd.

Gefahr droht eher von außerhalb: Die USA könnten erneut in die Rezension rutschen und der bisherige Wachstumsmotor China dürfte vom vielerseits erwarteten Platzen einer Immobilienblase in Mitleidenschaft gezogen werden. Beides mit möglicherweise fatalen Folgen für die Weltwirtschaft. Vielleicht weiß die Börse mehr – der wichtigste deutsche Aktienindex Dax zumindest befindet sich seit Tagen auf langsamer, aber stetiger Talfahrt.

Eine Bank für Reiche

Wenn Politiker sich von ihren Ämtern zurückziehen, dann landen sie über kurz oder lang meist bei Wirtschaftsunternehmen. Dass deren Geschäftsgebaren nicht immer mit den zuvor vertretenen politischen Überzeugungen übereinstimmen, ist leider keine Ausnahme. Man denke nur an den ehemaligen Grünen-Politiker Joschka Fischer, der mittlerweile sowohl den Automobilhersteller BMW und als auch den Siemens-Konzern berät.

Ähnliches trägt sich nun auch in Großbritannien zu. Der einstige Premierminister Tony Blair, ein Angehöriger der sozialdemokratischen Labour-Partei, plant laut einem Bericht der „Sunday Times“ die Gründung einer Bank. Das wäre noch keinen großen Aufschrei wert, doch es soll sich um eine Investmentbank speziell für besonders wohlhabende Briten handeln.

Seine ehemaligen Wähler werden also eher nicht zum Kundenzirkel dieser neuen Reichenbank zählen. Viel Geld dürfte bei diesem Geschäftsmodell vor allem für den bereits vermögenden Blair selbst rausspringen. Denn wie sagte es schon der deutsche Schriftsteller und Dramatiker Bertolt Brecht: „Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“

China rückt vor

Die USA vor Japan – so lautete jahrelang die Reihenfolge der größten Volkswirtschaften der Welt. Diese hat sich nun geändert. Wenig überraschend hat sich China an die zweite Position vorgeschoben. Es war vielmehr nur noch eine Frage der Zeit, wann das stark wachsende Land das gesättigte und deutlich kleinere Japan überholen würde.

Im zweiten Quartal dieses Jahres ist es passiert. Was bisher nur in einzelnen Monaten schon mal vermeldet werden konnte, besitzt jetzt Gültigkeit für ein komplettes Quartal: Das Bruttoinlandsprodukt der Chinesen liegt über dem der Japaner. Und da die chinesische Volkswirtschaft derzeit deutlich höhere Wachstumsraten als der Nachbar erreicht, dürfte diese neue Rangfolge auch für das komplette Jahr 2010 gelten.

Langfristig werden die Chinesen in absoluten Werten dank ihrer deutlich größeren Bevölkerung auch an den USA vorbei ziehen können. Problematisch dabei: Schon jetzt ist die Verschuldung der Amerikaner bei den Chinesen gigantisch hoch. Doch der Wohlstand in China wächst weiter und damit auch die Binnennachfrage. Schlechte Aussichten also für die führende, aber auch angeschlagene Wirtschaftsnation USA.

Die anderen Banker

Die großen Finanzinstitute in diesem Lande werden es noch nicht in ihren Bilanzen merken, doch der Trend ist ansonsten unübersehbar. Umweltbanken sind bei der Bevölkerung beliebt, immer mehr Menschen eröffnen dort Konten oder verlagern zumindest einen Teil ihrer Ersparnisse in die Hände dieser Institute mit ökologischem Schwerpunkt.

Mit dem Geld fördern Banken wie die GLS vor allem Projekte aus dem Umweltbereich, unterstützen aber auch sozial engagierte Unternehmen und Bildungseinrichtungen. Ausschließlich in Ökoprojekte investiert dagegen die Umweltbank. Doch so oder so – täglich kommen neue Kunden hinzu, die sich vor allem wegen der oft schlechten Beratung von den herkömmlichen Banken abwenden. Zinsgier ist sicher nicht ihr Motiv.

Noch sind die Bilanzsummen vergleichsweise gering, doch die Zuwachsraten beeindrucken sicher auch Großbanken, auch wenn sie es nicht öffentlich zugeben. „Social banking“ heißt dieser neue Trend, ausgelöst durch einen allgemeinen Wertewandel in der Bevölkerung. Zahlreiche Mitarbeiter, die derzeit von den Ökobanken eingestellt werden, um den Kundenansturm zu bewältigen, belegen dies. Eine kleine, aber feine Bewegung, die der Branche gewiss nicht schaden kann.

Finanzmetropole Eschborn

Gestandene Börsianer kann so schnell nichts erschüttern. Wenn jedoch ab September von der „Deutschen Börse in Eschborn“ die Rede sein wird, dann dürften sich viele nur schwer daran gewöhnen. Denn eigentlich ist die Börse bei den meisten Menschen hierzulande fest in Frankfurt am Main verankert. Das wird sich nun ändern, der Grund dafür liegt – man ahnt es bereits – in der Einsparung von Steuern.

Einen zweistelligen Millionenbetrag an Gewerbesteuern will das Unternehmen durch den Umzug der „Neuen Börse“ vom derzeitigen Standort im Industriegebiet Hausen in den Frankfurter Vorort sparen. Der Hebesatz liegt in Eschborn deutlich unter dem in Frankfurt. Eine ordentliche Summe also für den Konzern, der allerdings einen Jahresumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro erwirtschaftet.

Für diese vergleichsweise geringe Ersparnis ziehen nun also fast alle Mitarbeiter und das gesamte komplexe IT-System um. Ein neues Gebäude namens „The Cube“ wurde in dem 20.000-Einwohner-Städtchen Eschborn eigens für die 2.000 Angestellten gebaut, stolze 21 Stockwerke hoch. Zurück bleibt in Frankfurt nur noch der alte Handelsplatz – als Fernsehkulisse in der Innenstadt.

Für die Stadt am Main ist das ein schwerer Schlag. Galt doch die Börse neben dem Bankenzentrum als das moderne Aushängeschild Frankfurts, vor allem im Ausland. Doch die Politik konnte den Umzug nicht verhindern. Nun wird es einsam um Bulle und Bär, die beiden beliebten Wahrzeichen des ewigen Auf und Ab der Kurse an der Frankfurter, pardon, an der Eschborner Börse.

Geld im Überfluss

„Wenn ich eine Million Euro im Lotto gewinne, dann…“ – diesen Gedanken hat sicher jeder schon einmal still für sich durchgespielt. Soziales Engagement, Spenden und Geschenke werden dann gerne mit eingeplant, auch wenn selbst ein solcher Betrag zumindest für jüngere Leute mittlerweile nicht mehr bedeutet, sich komplett zur Ruhe setzen zu können.

Ganz andere Summen sind bei den Personen im Spiel, die in dieser Woche bekannt gegeben haben, die Hälfte ihres Vermögens verschenken zu wollen. 40 Amerikaner, die meisten davon Multimilliardäre, haben sich zu einer Gruppe namens „The Giving Pledge“ zusammengeschlossen. Zu ihnen gehören bekannte IT-Größen wie Bill Gates und Larry Ellison, berühmte Investoren wie Warren Buffet sowie reiche Banker und Großerben.

Mit der Initiative wollen diese Superreichen ein Zeichen für mehr Menschlichkeit setzen. Auch für ihr durch die Finanzkrise angeschlagenes Image ist die Aktion, obwohl bislang wenig Details bekannt wurden, eine gute Sache. Viele Hilfsorganisationen werden profitieren – ein Vorhaben also, das keine Kritik duldet? Nein, denn trotz aller Großzügigkeit dürfen solche Initiativen die soziale Rolle des Staates nicht ersetzen, denn nur ein demokratisches System kann eine einigermaßen gerechte Verteilung der Gelder gewährleisten.

Deutschland ist fertig

Neue Straßen werden hierzulande nicht mehr gebaut. Dieser an die Öffentlichkeit geratene Vermerk aus einer internen Akte des Bundesverkehrsministeriums sorgt derzeit für Aufsehen. Panik in der Bauwirtschaft, Jubel bei Umweltschützern. Diese freuen sich natürlich darüber, dass die Zubetonierung der Landschaft nun ein Ende finden soll, was bei einer langfristig rückläufigen Bevölkerungszahl in Deutschland auch sinnvoll erscheint.

Der wahre Grund für den angekündigten Baustopp von Autobahnen und Straßen liegt allerdings in der klammen Haushaltslage. Doch immerhin zehn Milliarden Euro sollen pro Jahr weiter in die Instandhaltung und dringend notwendige Reparaturen fließen. Für die Bauindustrie kann also vorerst Entwarnung gegeben werden. Beschäftigung gibt es weiter, wie ein Blick auf die vielen Schlaglöcher und das Wissen um marode Brücken beweist.

Alleine mit der Pflege von gut 13.000 Autobahnkilometern ist der Bund sicher gut ausgelastet, einige Neubauten wird es jedoch auch in Zukunft geben (müssen). Doch die Einsicht, dass die Instandhaltung des Verkehrsnetzes wichtiger ist, als ständig neue prestigeträchtige Projekte zu planen, ist auf jeden Fall lobenswert. Offizielles hierzu wird jedoch erst mit Veröffentlichung des neuen Bundesverkehrswegeplans im Herbst erwartet.

Kleiner Druck, große Wirkung

Mitteilungen von Banken müssen nicht immer in verständlicher Sprache geschrieben sein. Manche Kunden machen sich daher auch nicht die Mühe, solche Briefe im Detail zu lesen. Das sollten sie aber, besonders wenn ein schriftliches Einverständnis von dem Institut verlangt wird. Sonst muss man sich zum Beispiel nicht wundern, wenn persönliche Bankdaten plötzlich an so genannte Kooperationspartner der Banken, also an Versicherungen oder Bausparanbieter weitergegeben werden.

Genau hinschauen sollten auch Depotkunden der Deutschen Bank. Denn diese verschickt derzeit Briefe, bei denen es um Rahmenvereinbarungen für Wertpapiergeschäfte geht. Ach, das wird schon in Ordnung sein – denkt sich gewiss mancher Anleger, überfliegt diese Blätter rasch und schickt sie dann unterschrieben wieder zurück. Dieses gutgläubige Verhalten könnte sich jedoch als Fehler erweisen. Konkret geht es um diesen Satz: „Der Kunde erklärt sich damit einverstanden, dass die Bank die von den Emittenten an sie geleisteten Vertriebsvergütungen behält.“

Davon, dass Banken die Provisionen für bestimmte Produkte kassieren, war man bisher zähneknirschend ausgegangen. Doch dieses Schreiben sollte misstrauisch machen. Warum möchte sich das Finanzinstitut hier plötzlich absichern? Rechtsexperten vermuten, dass die Frage, ob den Banken diese Vermittlungsgebühren wirklich zustehen, richterlich geklärt werden muss. Bis dahin sollten solche Erklärungen besser nicht unterschrieben werden, raten Verbraucherschützer. Für einzelne Kunden könnte es dabei um einen hübschen Betrag gehen – für die Banken in der Summe allerdings auch.