Silber zu wertvoll

Die Rekordpreise für Rohstoffe sorgen mittlerweile für immer kuriosere Folgen . So heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Bundesfinanzministeriums: „Beginnend mit der 10-Euro-Gedenkmünze ‚125 Jahre Automobil‘ werden die Münzen in der Prägequalität Normalprägung, die zum Nennwert in den Verkehr gebracht werden, aus einer Kupfer-Nickel-Legierung hergestellt.“

Bislang hatten diese bei Sammlern begehrten Gedenkmünzen einen Silbergehalt von zehn Gramm. Doch diese Menge Silber hat derzeit einen Wert von etwa neun Euro. Damit liegt alleine der Rohstoffwert dieser Münzen nur noch knapp unter dem Nennwert. Stiege der Preis für Silber weiter an, dann könnten die Münzen laut Ministerium schnell zu einem Spekulationsobjekt werden.

Momentan liegt der Rohstoffpreis für Silber auf dem höchsten Stand seit mehr als 30 Jahren. Silber folgt damit der Wertentwicklung von Gold, das in Krisenzeiten vor allem als Inflationsschutz begehrt ist, aber auch vermehrt von Industrieunternehmen nachgefragt wird. Eine Folge davon ist nun die komplette Umstellung auf Kupfer und Nickel für Gedenkmünzen. Das für Anfang Mai geplante Erscheinen der Automobilplakette verschiebt sich daher um einen Monat, denn die bereits geprägten Münzen werden eingestampft – und das Silber wieder verwertet.

Wackelkandidat ohne Regierung

Im Schatten der dramatischen Ereignisse in Japan und Nordafrika weitet sich die Euro-Krise aus. Nach Irland und Griechenland hat nun auch Portugal trotz anfänglichem Zögern finanzielle Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Galten bislang neben Irland vor allem die südeuropäischen Länder als Sorgenkinder, bereitet plötzlich auch ein Staat in Mitteleuropa Probleme.

Belgien hat so hohe Schulden angehäuft, dass sich mittlerweile vermehrt Bedenken über die Kreditwürdigkeit des Landes verbreiten. Neben dem Schuldenstand bergen auch die Fälligkeiten der Staatsanleihen und die Abhängigkeit von ausländischem Kapital hohe Kreditrisiken, hieß es kürzlich in einer in den Medien verbreiteten Analyse des Internationalen Währungsfonds.

Derzeit ist Belgiens Gesamtverschuldung etwa so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt – das ist der dritthöchste Wert in der Euro-Zone. Und es gibt wenig Aussicht auf Besserung, denn seit fast einem Jahr ist Belgien nun schon ohne Regierung. Damit hält das kleine Land, das unter einem starken wirtschaftlichen Nord-Süd-Gefälle leidet, einen negativen Weltrekord, den man eigentlich nicht in Europa vermutet hätte.

Die Kapitalerhöhung

Es geht um elf Milliarden Euro. Und um die Zukunft der Commerzbank. In dieser Woche hat das Frankfurter Finanzinstitut eine Kapitalerhöhung gestartet, die in der deutschen Bankenbranche ihresgleichen sucht. Zur besseren Einordnung dieser Zahl muss man wissen, dass die Bank zuvor an der Börse nicht einmal mit einem Marktwert von acht Milliarden Euro gehandelt wurde. Dementsprechend nervös waren alle Beteiligten und die potenziellen Investoren, doch die Sache ging gut aus.

Mit diesem Geld will die Commerzbank nun einen Großteil ihrer Schulden beim Staat zurückzahlen. Nach der Finanzkrise waren insgesamt 16 Milliarden Euro notwendig geworden, um das angeschlagene Geldhaus zu retten. Die zweitgrößte Bank des Landes war damit teilverstaatlicht, was die Kritik vieler Ökonomen hervorrief. Der jetzige Schritt dürfte also wie ein Befreiungsschlag für Konzernchef Martin Blessing wirken.

Zudem gibt es einen erfreulichen Nebeneffekt für die Vorstände der Commerzbank: Dank der Rückzahlung von mehr als 50 Prozent der Staatshilfen dürfen sie nun bald wieder mehr verdienen. Seit zwei Jahren war ihr Gehalt bei 500.000 Euro pro Person gedeckelt. In diesem Jahr sollte die Regelung sogar für alle Mitarbeiter des Konzerns gelten, denn einige hochrangige Banker überschritten die Grenze dank der Bonuszahlungen offenbar deutlich. Doch zu dieser Beschränkung wird es nun nicht mehr kommen – ob es sich also wirklich nur um einen Nebeneffekt der Kapitalerhöhung handelt?

Alles anders

Noch vor einem Monat waren die Pläne für einen Börsengang bei Hapag Lloyd weit fortgeschritten. Das freundliche Börsenumfeld, die sich wieder stabilisierende Konjunktur und die Erholung der Schifffahrtsmärkte signalisierten der traditionsreichen Reederei, dass die Zeiten für einen solchen Schritt derzeit äußerst günstig stehen. Doch dann kam das Erdbeben von Japan.

An den Börsen ging es kräftig bergab, das Kursniveau hat sich zwar mittlerweile weltweit wieder stabilisiert, doch die Unsicherheit an den Märkten ist zurück. Keine guten Zeiten also für Börsenpläne, auch der Gang aufs Parkett von Hapag Lloyd wurde deshalb wieder abgesagt. Doch die Folgen dieser Entscheidung sind weitreichend, denn viele Investoren verfügen in diesen Tagen über reichlich Gelder.

Viele neue Interessenten stehen nun bereit, um Anteile an Hapag Lloyd zu kaufen. Da ist zunächst der kleine Wüstenstaat Oman, welcher über einen Staatsfonds laut eigenen Angaben 15 Prozent an der Reederei übernehmen möchte. Auch ein chinesischer Logistikkonzern scheint interessiert. Doch an Hapag-Lloyd sind neben dem Touristikunternehmen Tui bereits die Stadt Hamburg, ein Unternehmer und Versicherungen beteiligt – bei so vielen Großaktionären würde ein Börsengang kaum noch Sinn machen.

Verstrahlte Schiffe

Dass es Menschen gibt, die Angst vor Schiffen haben, ist bekannt. Dabei handelte es sich bislang jedoch um die Furcht, überhaupt eine Reise auf dem Wasser zu unternehmen oder an der Seekrankheit zu leiden. In diesen Tagen ist etwas Neues dazugekommen: die Angst vor möglicherweise radioaktiv verstrahlten Schiffen und ihrer Ladung.

Die Diskussion darüber dominierte auch die Bilanzpressekonferenz der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), einem der führenden Hafenbetreiber Europas. Nach dem markanten Einbruch durch die Wirtschaftskrise konnte das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2010 wieder positive Zahlen präsentieren. Der Konzernumsatz stieg um 8,3 Prozent, auch das Betriebsergebnis legte deutlich zu.

Doch das alles interessierte diesmal nur am Rande. Zu sehr steht die vom weltweiten Handel abhängige Schifffahrt unter dem Schock der Geschehnisse in Japan. Meldungen über die dort stark erhöhte Radioaktivität lassen befürchten, dass Frachtschiffe, die japanische Häfen angelaufen haben, nun radioaktiv belastet auch Hamburg ansteuern könnten. In China wurde bereits ein verseuchtes Schiff wieder zurück nach Japan beordert.

Mitte April werden die ersten Schiffe mit jeweils tausenden Containern aus Japan in Deutschland erwartet. Man arbeite daher bereits in enger Abstimmung mit den Behörden, hieß es auf der Pressekonferenz. Doch eine gewisse Ratlosigkeit können die Verantwortlichen derzeit nicht verbergen. Man setze viel Hoffnung auf eine Vorabkontrolle durch die Reeder und durch Häfen wie Rotterdam, die gewöhnlich zuerst von Schiffen aus Asien angesteuert werden – doch ob das die besorgte Bevölkerung beruhigen kann?

Einfach kompliziert

Das deutsche Steuergesetz ist wohl das komplizierteste der Welt. In schöner Regelmäßigkeit fordern Politiker und Verbände daher die Entschlackung des unglaublich umfangreichen Regelwerks, der zahlreichen Vorschriften und Ausnahmen.“Die Steuererklärung auf dem Bierdeckel“ wurde dabei zu einem besonders populären Symbol. Doch das ist in unserer Lobbygesellschaft wahrscheinlich ein zu ambitioniertes Ziel – etwas einfacher wäre aber schon schön.

In dieser Woche wurde im Bundestag deshalb über ein Steuervereinfachungsgesetz beraten. Noch in diesem Jahr soll es in Kraft treten. In etwa 30 Punkten soll es die Bürger und Unternehmen, aber auch die Finanzverwaltungen entlasten. Doch schon gibt es Kritik. So beurteilte die Organisation der Bundessteuerberaterkammer einige der geplanten Regeln bereits als nicht umsetzbar.

Auch an der Möglichkeit, die Steuererklärung künftig nur noch im Zweijahresrhythmus abzugeben, regt sich Protest. Dies hört sich zwar zunächst verlockend an, mindert aber nicht den Arbeitsaufwand – und führt zudem dazu, dass der Staat bei einer Steuerrückzahlung das Geld ein Jahr länger zinslos für sich behält. Außerdem besteht erfahrungsgemäß die Gefahr, dass sich die Rechtslage innerhalb von zwei Jahren bereits wieder geändert hat. Einfacher geht anders.

Teurer Rettungsschirm

Der Europäische Rettungsfonds, von den Medien gerne als Rettungsschirm bezeichnet, ist politisch umstritten. Er soll die finanziell knappen Länder der Euro-Zone unterstützen. 500 Milliarden Euro sollen notfalls insgesamt bereitgestellt werden, unklar war bislang die genaue Verteilung der Lasten. In dieser Woche kam es nun zu einer Einigung, der lange Verhandlungen voraus gingen – Spötter mögen auch sagen: ein langes Gefeilsche.

Die Hauptlast an einem nun dauerhaft angelegten Rettungspaket wird Deutschland tragen. Der Anteil des größten Landes der Euro-Zone am Fonds wird 27 Prozent betragen – mehr als zunächst geplant. Diese Zahl ergibt sich aus Berechnungen über den deutschen Anteil an der Europäischen Zentralbank und der Wirtschaftskraft des Landes. Zunächst werden 80 Milliarden Euro an Zahlungen benötigt, das macht für Deutschland knapp 22 Milliarden Euro. Der Restbetrag soll durch sogenanntes abrufbares Kapital gesichert werden.

Mit Portugal steht anscheinend bereits ein neuer Kandidat für das Rettungspaket bereit. Das hoch verschuldete Land steckt mittlerweile auch in einer zunehmenden politischen Krise. Als Folge könnten die Portugiesen nun Geld aus dem Fonds benötigen – eine Entscheidung darüber könnte bereits in dieser Woche fallen. Portugal würde damit Irland unter den Rettungsschirm folgen, auch Griechenland hat bereits finanzielle Hilfen erhalten.

Stark trotz Krise

Wenn eine Nation von einer solch fürchterlichen Katastrophe heimgesucht wird wie derzeit Japan, dann schwächt das die Währung des Landes – sollte man eigentlich denken. Doch die Realität zeigt mal wieder, dass die Wirtschaft oft anders funktioniert als auf den ersten Blick vermutet. So auch hier: Der japanische Yen hat in der Woche nach dem Erdbeben mit seinen schrecklichen Folgen deutlich an Wert zugelegt.

Zwischenzeitlich erzielte er im Vergleich zum amerikanischen Dollar sogar einen Rekordstand. Der Grund hierfür liegt in der gestiegenen Nachfrage nach Yen für den Wiederaufbau des Landes. Auch Versicherungsgesellschaften benötigen große Mengen Geld, um für die entstandenen Schäden aufzukommen. Für Japans Wirtschaft ist diese Entwicklung allerdings negativ, gerät sie doch durch eine starke eigene Währung zusätzlich unter Druck.

Andere große Industrienationen haben diese Problematik schnell erkannt und versuchen nun gemeinsam, diese Aufwertung des Yen einzudämmen. Die Notenbanken der so genannten G7-Staaten (neben Japan gehören Deutschland, die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Italien dazu) konnten am Devisenmarkt bereits erfolgreich eingreifen und dort in großem Stil Yen verkaufen – die japanische Währung verlor dadurch zunächst einmal wieder etwas an Wert.

Ein Land am Abgrund

Die Folgen des schweren Erdbebens und des anschließenden Tsunamis in Japan sind noch lange nicht in voller Gänze absehbar. Trotz der Trauer über das menschliche Leid und der Sorge über die zunehmende Radioaktivität wird bereits über die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Landes diskutiert. Denn die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt wurde von den Naturgewalten wohl so stark getroffen wie keine Industrienation seit dem Zweiten Weltkrieg mehr.

Experten schätzen die Schäden derzeit auf einen dreistelligen Milliardenbetrag. Neben der Zerstörung von Häusern, Fabriken und Teilen der Infrastruktur sorgte die unkontrollierbare Lage in mehreren Atomreaktoren bei den Menschen für Panik, zumindest aber für große Unsicherheit. In einigen Betrieben – wie zum Beispiel beim Automobilhersteller Toyota – steht die Produktion komplett still, die Energieversorgung ist in vielen Regionen gefährdet.

Hinzu kommt: Die wirtschaftliche Lage Japans war schon vor der Katastrophe nicht gut. Zu lange dauerte nun schon die Wirtschaftskrise in dem Land, zu hoch war die Verschuldung. Nun wird zusätzlich eine gewaltige Menge Geld für den Wiederaufbau benötigt werden, der Produktionsausfall in vielen Unternehmen könnte rasch zu einer Verschiebung von Marktanteilen an andere asiatische Länder führen.

Die Börse hat bereits reagiert: In Tokio belaufen sich die Kursverluste beim Marktwert der gehandelten Unternehmen bereits auf mehr als 500 Milliarden Euro. Auch weltweit sind die Kurse in den vergangenen Tagen kräftig gesunken, zu groß sind die Unsicherheit und die Besorgnis über die Zukunft der Hightech-Nation Japan.

Die Bank der Armen

Er ist einer der bekanntesten Banker der Welt. Und einer der ungewöhnlichsten Vertreter seiner Zunft. Der Ökonom Muhammad Yunus entwickelte die so genannten Mikrokredite zur Bekämpfung der Armut in Entwicklungsländern. Menschen bekommen dort Kredite über kleine Beträge, die aber ausreichen, um sich eine eigene Existenz aufzubauen. Vor fünf Jahren erhielt Yunus dafür den Friedensnobelpreis.

Zu gleichen Teilen ging dieser Preis auch an die von ihm gegründete Grameen Bank aus Bangladesch. Sicherheiten gibt es bei diesen Kleinstkrediten nicht, trotzdem wächst diese Idee seit Jahren überwiegend erfolgreich. Doch nun gab es eine überraschende Wende: Yunus soll seinen Job als Chef der Grameen Bank verlieren und damit sein Lebenswerk aufgeben – offiziell aus Altersgründen.

Vermutet wird allerdings, dass seine weltweite Beliebtheit und Popularität der Politik in Bangladesch missfällt. Kritik an den Mikrokrediten gab es allerdings schon zuvor, da dieses System oft auch missbraucht wurde, Kredite wurden dann für andere Zwecke als dem der Existenzgründung vergeben. Nun hat Yunus die Bevölkerung und die Medien um Hilfe angerufen, um im Amt zu bleiben – und mittelfristig einen Nachfolger einzuarbeiten.