Drachme oder Euro

Griechenland hat nur einen geringen wirtschaftlichen Anteil an der Euro-Zone, die hohe Verschuldung des Staates bestimmt aber seit Monaten die Diskussion um die Zukunft der Gemeinschaftswährung. Zwar fährt die griechische Regierung mittlerweile einen harten Sparkurs, doch fehlt es offenbar vielen an Geduld, hier auf Erfolge zu warten. Erste Politiker fordern den Ausstieg des Landes aus dem Euro.

Eine Rückkehr zur alten Währung Drachme hält der Ökonom Peter Bofinger für keine gute Idee: „Einen Ausstieg Griechenlands sollte man vermeiden, denn das könnte zu einer Kettenreaktion führen“, so das Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten.

Die Griechen könnten dann zwar ihre Währung kräftig abwerten, doch die Risiken wären zu groß: Probleme könnten bei der technischen Umsetzung und bei der Stabilisierung von Banken auftreten, zudem würde eine weitreichende Kapitalflucht einsetzen. Fraglich wäre auch, ob die Schulden Griechenlands dann in Euro bestehen bleiben oder in Drachme umgerechnet werden sollten.

Stattdessen wäre eine Umschuldung Griechenlands für Bofinger die bessere Lösung: „Die Politik muss Mut zu einer großen Lösung haben und sich aus der Umklammerung der Märkte befreien.“ Dazu zählen Konzepte, welche Verschuldung für jedes Land tragbar sei, die Möglichkeit einheitlicher Euro-Bonds und auch ein höheres Maß an Solidarität. Das Fazit des Wirtschaftweisen: „Um die Krise zu bewältigen, muss die Währungsunion endlich als Einheit auftreten.“

Länger schuften

Vor fünf Jahren wurde in Deutschland die Rente mit 67 beschlossen. Diese Regelung tritt für Arbeitnehmer in den kommenden Jahren schrittweise in Kraft und ist der veränderten Bevölkerungsstruktur geschuldet. Da die Menschen hierzulande im Durchschnitt älter werden als noch vor ein paar Jahren und nur wenig Nachwuchs nachrückt, ist das Rentensystem zunehmend unterfinanziert – eine Entwicklung, die sich voraussichtlich weiter verstärken wird.

Die Zahlung von Altersgeld erst ab 67 hat viele Kritiker. Denn viele Arbeitnehmer, zum Beispiel in körperlich anstrengenden Berufen, erreichen bereits das alte Rentenalter von 65 Jahren oft nicht mehr in einem Angestelltenverhältnis, bemängeln Sozialpolitiker und Gewerkschaften. Die Erhöhung des Eintrittsalters sei daher eine verkappte Rentenkürzung, da ein früheres Ausscheiden aus dem Beruf die Rente deutlich schmälert.

Nun hat der Sachverständigenrat zur Begutachtung der wirtschaftlichen Entwicklung noch eins draufgesetzt. In seinem neuesten Gutachten empfiehlt diese Expertengruppe, bis zum Jahr 2060 das Renteneintrittsalter sogar auf 69 Jahre zu erhöhen. Anders seien die Staatsschulden infolge der demographischen Entwicklung nicht in den Griff zu bekommen. Rechnerisch ist das alles nachvollziehbar, doch für eine gelungene praktikable Umsetzung braucht es gewiss intelligentere Modelle als eine simple Erhöhung des Rentenalters.

Anschieben und aufladen

Wenn ein Auto nicht mehr fährt, dann muss es angeschoben werden. Findet eine neue Technologie zunächst nicht genügend Interessenten, dann sind ebenfalls Anschubhilfen gefragt. So sieht es derzeit auch auf dem noch relativ jungen Markt für Elektroautos aus. Eigentlich eine gute und zukunftsweisende Idee, doch sowohl das Angebot als auch die Nachfrage halten sich bislang in Grenzen.

Anschubhilfe will nun Bundeskanzlerin Angela Merkel leisten. Diese nannte heute Zahlen: Bis zum Jahr 2020 soll in Deutschland die Eine-Million-Grenze überschritten werden, zehn Jahre später sollen dann mindestens sechs Millionen hoffentlich mit Ökostrom betriebene Elektroautos auf den Straßen fahren. Diese Werte basieren auf einem Bericht der Nationalen Plattform Elektromobilität.

Doch die Politikerin nennt auch konkrete Anreize, um diese Ziele zu erreichen. So soll nicht nur eine hohe Summe in die Forschung und Entwicklung der Zukunftstechnologie fließen, sondern Steuervergünstigungen sowie Sonderrechte viele Käufer anlocken. Eine Initiative, die wohl gerade noch rechtzeitig kommt, damit die Branche den internationalen Anschluss nicht verliert. Doch da ist auf die Politik Verlass, die umstrittene Abwrackprämie zur Unterstützung der Automobilwirtschaft liegt gerade mal zwei Jahre zurück.

Unter der Lupe

Die deutsche Wirtschaft hat die Krise offenbar überwunden. Laut Statistischem Bundesamt hat das Bruttoinlandsprodukt so stark zugelegt, dass die hiesige Wirtschaft nun wieder auf dem Niveau vor der Finanzkrise angelangt ist. Vor allem die Binnenwirtschaft ist dabei stark gewachsen, einen großen Anteil an dieser Erholung trägt der Mittelstand.

Die gesunden mittelständischen Unternehmen besitzen deshalb auch für die meisten Banken eine wachsende Bedeutung. Grund genug für die Commerzbank, die Strukturen des Mittelstandes einmal genauer zu untersuchen. In der Studie „Frauen und Männer an der Spitze – so führt der deutsche Mittelstand“ hat das Institut 4000 Unternehmen befragt.

Und da kommt der Mittelstand im Vergleich zu den Konzernen gut weg. Hinsichtlich Fachkräftemangel und demografischer Entwicklung machen die Unternehmen in der Führung schon jetzt einen besseren Job, heißt es in der Studie. Dabei sei das Bild des patriarchalischen Gründers, der allein die Geschäfte führt, Vergangenheit – mittlerweile ist jede zweite Führungskraft im Mittelstand ein angestellter Manager.

Zudem führen laut Studie bereits zwei Drittel aller Führungskräfte im Team, mehr als ein Drittel ist jünger als 45 Jahre. Ebenso erfreulich: Der Frauenanteil in Führungspostionen in mittelständischen Unternehmen nimmt weiter zu. Abstriche gibt es lediglich beim Thema Internationalität – magere vier Prozent der Führungskräfte stammen selbst oder in zweiter Generation aus dem Ausland.

Marke hui, Gehalt pfui

Der amerikanische Technologiekonzern Apple wird geliebt und gehasst. Zuletzt war Apple zur Abwechslung mal wieder in den Negativschlagzeilen, da das von dem Unternehmen vertriebene und weit verbreitete iPhone die Koordinaten seiner Benutzer heimlich geortet und gespeichert hat. Nach starker Kritik wurde diese Praxis nun durch ein Softwareupdate offenbar geändert, doch ein schaler Nachgeschmack bleibt.

Nicht so jedoch beim Jahresgehalt des Appel-Chef Steve Jobs. Denn dieses liegt seit Jahren konstant bei einem Dollar. Damit setzt Jobs einen Gegenpunkt zu den teilweise exorbitanten Gagen, die andere Vorstandsvorsitzende großer Konzerne kassieren. Auf Rang eins im vergangenen Jahr liegt laut aktuellen Berechnungen des Wall Street Journal der Viacom-Chef Philippe Dauman mit 84 Millionen Dollar Jahressalär, gefolgt vom Oracle-Boss Larry Ellison mit 69 Millionen Dollar.

Doch der Steve-Jobs-Konzern führt dafür eine andere Rangliste an. Laut der internationalen Markenagentur Millward Brown ist Apple erstmals die wertvollste Marke der Welt und verdrängt damit Google nach vier Jahren von der Spitzenposition. Weit vorne in dieser Wertung liegen neben weiteren Technologieunternehmen wie IBM und Microsoft aber auch weiterhin traditionelle Konsumgüterkonzerne wie McDonald’s oder Coca Cola.

Fallende Preise

Monatelang stiegen die Preise für Rohstoffe in ungeahnte Höhen. Das hatte auch erhebliche Auswirkungen auf die Inflationsraten, die merklich anzogen, in der Euro-Zone im April bereits auf 2,8 Prozent. Ein Trend, der erst in diesen Tagen gestoppt wurde. Denn die Preise für Rohöl, Gold, Silber und Kupfer gingen zum Teil deutlich zurück.

Doch es ist fraglich, ob das nun bereits das Ende des Rohstoffbooms ist, vielleicht sogar das Platzen einer Blase oder aber nur eine kleinere, dringend notwendige Preiskorrektur. Als Ursache für den starken Fall der Rohstoffpreise sehen Händler einen erhöhten Dollar-Kurs und die Sorge um die amerikanische Wirtschaft. Eine nachhaltige Erholung ist hier noch immer nicht in Sicht, vielmehr wird ein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet.

Vor allem aber wurde eine große Menge an Spekulation aus den Märkten gelassen. In den vergangenen Monaten hatten sich die Preise für viele Rohstoffe sogar verdoppelt. Zum großen Teil waren diese Rekordwerte auch nicht mehr mit der steigenden Nachfrage aus China und anderen Ländern zu rechtfertigen. Nun besteht die Chance, wieder eine angemessene Bewertung zu erhalten – für die Preisstabilität ist das eine gute Nachricht.

Am Ende einer Ära

Er gilt als Legende unter Großinvestoren: Der Amerikaner Warren Buffett. Mit seinem Investment-Unternehmen Berkshire Hathaway hat er es zu einem der reichsten Menschen des Planeten gebracht, das US-Magazin Forbes schätzt sein Vermögen auf rund 50 Milliarden Dollar. Und die humorigen Hauptversammlungen seines Unternehmens genießen einen legendären Ruf unter Aktionären.

Die Erfolgsformel des Warren Buffett hört sich einfach an. Er investiert nur dann in Unternehmen, wenn er ihr Geschäftsmodell versteht. Technologiefirmen sind daher nicht Buffetts Sache, doch auch ohne diese in den vergangenen Jahren boomende Branche wurde der auch als „Orakel von Omaha“ bekannte Buffett so erfolgreich. Denn Buffett achtet zudem auf eine nur geringe Verschuldung und auf die Kompetenz des Managements.

Doch nun hat es auch das Orakel erwischt. Die schweren Erdbeben von Japan und Neuseeland Anfang des Jahres haben sein Versicherungsgeschäft arg getroffen, wegen der Milliardenschäden musste Berkshire Hathaway einen starken Gewinneinbruch vermelden. Doch damit nicht genug. Sein Stellvertreter David Sokol muss nach einer Insideraffäre zurücktreten – besonders bitter, da Sokol als Nachfolger für den 80-Jährigen Buffett an der Konzernspitze fest eingeplant war.

Italiens Topbanker

Die Europäische Zentralbank (EZB) besteht seit nunmehr 13 Jahren und ist unter anderem für die Geldpolitik innerhalb der Euro-Zone zuständig. Durch eine geschickte Zinspolitik sollen sowohl die Preise stabil bleiben als auch die Wirtschaft in den einzelnen Ländern möglichst ohne allzu große konjunkturelle Schwankungen wachsen.

Eine wichtige Rolle spielt dabei der Präsident, der die Richtung vorgibt und als Kopf der EZB in den Medien stets besonders beobachtet wird. Bislang hatten Wim Duisenberg von 1998 bis 2003 und seitdem Jean-Claude Trichet diese Funktion ausgeübt. Trichets Amtszeit endet nun turnusgemäß nach acht Jahren im Herbst 2011, ein Nachfolger wird bereits gesucht. Mit Blick auf die Euro-Krise und aufkommende Inflationstendenzen eine durchaus spannende Herausforderung

Gute Chancen wurden ursprünglich dem deutschen Banker Axel Weber zugerechnet, was sich aber durch seinen Rücktritt als Chef der deutschen Zentralbank vor einigen Wochen mittlerweile erledigt hat. Und damit wohl auch die deutschen Ambitionen auf diesen prestigeträchtigen Posten. Offenbar läuft nun alles auf den italienischen Notenbankchef Mario Draghi hinaus.

Italien hat sich in der Vergangenheit zwar nicht gerade als ein Hort der Geldwertstabilität erwiesen, doch Draghi gilt als weltweit anerkannter und erfahrener Finanzfachmann, dessen Kandidatur nun offiziell von Frankreich getragen wird. Damit dürfte wohl auch die deutsche Unterstützung für den Harvard-Professor über kurz oder lang sicher sein.

Die Unbelehrbaren

Vor ein paar Jahren hat sich das Energieunternehmen RWE den Claim „VoRWEggehen“ verpasst. Das soll eine Idee des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann gewesen sein. Dafür gab es damals sanften Spott. Mittlerweile ist dieser jedoch in Häme umgeschlagen, denn der Konzern marschiert dem Zeitgeist nicht nur gehörig hinterher, er befindet sich nach Meinung vieler sogar auf dem Weg in die falsche Richtung.

Denn RWE hält auch nach der Atomkatastrophe von Japan unbeirrt an der Kernenergie fest. Im Gegensatz zu einigen ursprünglich atomfreundlichen Parteien und auch anderen Energiekonzernen, bei denen zumindest ansatzweise ein Umdenken eingesetzt zu haben scheint. Nicht so bei Großmann & Co, denn auf der heutigen Hauptversammlung in Essen hieß es: „Wir betreiben Kernkraftwerke und stehen dazu.“

Dementsprechend turbulent ging es bei dem Aktionärstreffen zu. Ziehen sich diese Veranstaltungen oftmals eher hin mit drögen Reden und vielen Zahlen für Experten, gab es diesmal schon zu Beginn Protest gegen den Vorstand. Und dieser kam nicht nur aus den Reihen bekannter Atomkraftgegner, sondern auch von Aktionärsvertretern. Zu arrogant traten die Verantwortlichen offenbar auf, zu wenig kompromissbereit zeigten sie sich.

Immer stärker erhärtet sich dabei der Verdacht, dass RWE keinen funktionierenden Alternativplan abseits seiner wohl ausschließlich auf Profit ausgerichteten Atompolitik hat. Für ein Management, das eigentlich bei Energiefragen voraus blicken soll, ja vorweg gehen wollte, ist das allerdings ein Armutszeugnis. Bei RWE kann es daher in diesen Tagen nur heißen: Wer zu spät kommt, den bestrafen die Aktionäre.

Mehr als ein Warnschuss

Die großen Ratingagenturen genießen seit der Finanzkrise nicht mehr den besten Ruf. Zu spät kamen ihre Herabstufungen oft, lautete die Kritik, und zu stark schädigten ihre Urteile die betroffenen Länder zusätzlich zu der meist sowieso schon angespannten Lage. Nun gab es wieder eine weltweit beachtete Aussage einer Ratingagentur – und diesmal scheint ein besonders wunder Punkt getroffen zu sein.

Standard & Poor’s, eine der global führenden Ratingagenturen, hat der USA einen herben Warnschuss verpasst. Die Staatsverschuldung der Amerikaner sei mittlerweile so hoch, dass eine Herabstufung der Bonität des Landes in den nächsten zwei Jahren in Erwägung gezogen werden könnte. Ein solches Urteil über die Kreditwürdigkeit war man bislang nur gewohnt, wenn es um so genannte Pleitestaaten wie Griechenland oder Portugal ging.

Doch nun scheint auch die größte Industrienation der Welt bedroht. Und obwohl die hohe Staatsverschuldung der USA seit Jahren kein Geheimnis ist, reagierten die Börsen verstört. Alle wichtigsten Indizes gaben deutlich nach. Denn sollte der größte Schuldner der Welt wirklich in eine finanzielle Schieflage geraten, dann könnte das Auswirklungen haben, welche die negativen Folgen der jüngsten Finanzkrise bei weitem übersteigen.