Drohender Streik

Der spanische Fußball genießt einen exzellenten Ruf. Die Nationalmannschaft ist amtierender Welt- und Europameister, Vereine wie Real Madrid und FC Barcelona haben nicht nur klangvolle Namen, sondern auch zahlreiche internationale Erfolge aufzuweisen. Der Fußball könnte auf der iberischen Halbinsel also eine gute Ablenkung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten sein.

An diesem Wochenende sollte der Ball dann auch wieder rollen in der Primera Division, der höchsten Spielklasse des Landes. Doch die Spielergewerkschaft hat zu einem Streik für die ersten beiden Spieltage aufgerufen. Grund dafür sind noch nicht bezahlte Löhne bei rund 200 Profisportlern und Forderungen nach einem Tarifvertrag, wie er in vielen anderen Ländern für Fußballer bereits üblich ist.

Doch den meisten Vereinen geht es finanziell schlecht, was sich auch darin zeigt, dass die sonst üblichen spektakulären Spielerwechsel in dieser Saison nahezu ausgeblieben sind. Einige Vereine haben Schulden in dreistelliger Millionenhöhe, bei diversen Erstligisten läuft sogar ein Insolvenzverfahren. Gebe es auf Fußball spezialisierte Ratingagenturen, Spanien stünde vor einer klaren Abwertung.

Googles Angriff

Der Abwärtstrend an der Börse der vergangenen Tage ist vorerst gestoppt. Durchatmen war bei den Händlern angesagt, allgemeine Zurückhaltung zu beobachten, keine großen Überraschungen wurden für diesen Montag erwartet. Doch dann gab es eine Meldung, mit der wohl kaum jemand gerechnet hat: Google übernimmt die Mobilfunksparte von Motorola.

Damit landete Larry Page, der Chef des Suchmaschinenkonzerns, einen Coup, der Bewegung in den Kampf um die Macht im Internet bringt. Für die Handysparte „Motorola Mobility“ ist Google bereit, 12,5 Milliarden Dollar auszugeben. Die Börse reagierte sofort: Die Aktie verlor mehr als zwei Prozent, während die Motorola-Papiere deutlich zulegten.

Grund für den Kauf dürften hauptsächlich die zahlreichen Patente sein, die Motorola noch besitzt. Denn das Unternehmen gehörte zu den Pionieren auf dem Handymarkt, den Google nun auch erobern möchte. Und mit dem mobilen Betriebssystem Android befinden sich die Amerikaner bereits auf einem guten Weg, haben jedoch mit Patentrechtsklagen zu kämpfen.

Google reagiert damit auch auf Microsoft, das mit dem Handyhersteller Nokia kooperiert. Der Zusammenschluss zwischen Unternehmen, die bisher überwiegend auf Software spezialisiert waren, mit Hardware-Konzernen, findet damit eine prominente Fortsetzung. Hauptkonkurrent dürfte aber der IT-Riese Apple bleiben, der mit seinem iPhone weiterhin den Smartphone-Markt dominiert.

Taumelnde Riesen

Wenn in Deutschland in den vergangenen Jahren von Energiekonzernen die Rede war, tauchte früher oder später das Bild der „Energieriesen“ auf. Gemeint waren damit meistens die Stromanbieter Eon aus Düsseldorf und RWE aus Essen, denn diese Unternehmen gehören zu den großen Energieversorgern Europas. Doch die Vormachtstellung bröckelt.

Zu beobachten ist derzeit ein wirtschaftliches Lehrstück darüber, was passiert, wenn Unternehmen sich zu lange auf ihren Erfolgen ausruhen und es in dieser Lage versäumen, Innovationen anzustoßen. RWE und Eon haben viel zu lange auf die Atomkraft gesetzt und darauf, dass ihre diesbezügliche Lobbyarbeit bei den Politikern weiterhin fruchten wird.

Das ging viele Jahre gut, die Erträge aus den bereits abgeschriebenen Atomkraftwerken waren grandios. Erneuerbare Energien? Ja, da kümmerte man sich auch drum, aber in einem viel zu kleinen Ausmaß. Dann kam die Katastrophe von Fukushima und mit ihr ein radikaler Schwenk in der Politik. Atomkraft war plötzlich out – und die Energieriesen wirkten planlos.

Die Folgen sind bereits jetzt spürbar. RWE wird sich von Vorstandschef Jürgen Großmann trennen und bei Eon ist von einem Stellenabbau in fünfstelliger Zahl die Rede. Ein neues unternehmerisches Konzept ist dagegen nicht in Sicht. Aus der Fusion von Viag und Veba wurde Eon einst gegründet in einer sprachlichen Anlehnung an das englische Wort „aeon“ für Ewigkeit – doch darauf möchte in Düsseldorf momentan niemand wetten.

Reine Spekulation

Vor zwei Wochen stand der Leitindex der Deutschen Börse noch bei über 7300 Punkten, nun liegt der Dax nur noch bei rund 5900 Zählern. Rund ein Fünftel Wertverlust innerhalb von 14 Tagen – was ist passiert? Fundamental gesehen eigentlich recht wenig, denn die Wirtschaftsdaten in Deutschland stimmen und auch die schon länger währende Euro-Krise brachte in diesen Tagen kaum neue Erkenntnisse.

Der Grund liegt vielmehr in den USA. Doch auch dort hat sich volkswirtschaftlich seit Ende Juli wenig geändert. Dass das Land eine extrem hohe Verschuldung aufgetürmt hat, ist seit Jahren bekannt. Und ein drohender Staatsbankrott wurde kürzlich sogar abgewendet. Doch die Ratingagentur Standard & Poor’s hat den Amerikanern ihre Bestnote AAA entzogen und die USA in ihrer Kreditwürdigkeit auf AA+ herabgestuft. Dies führte zu dem Kursrutsch.

Ohne fundamentale Änderung der Lage gerieten die Börsen also weltweit ins Straucheln. Ein Zeichen dafür, wie viel spekulatives Geld derzeit in den Märkten steckt. Vielleicht sollten die Medien daher in ihren täglichen Börsenmeldungen dazu übergehen, nicht mehr über „Anleger“, sondern über „Spekulanten“ zu berichten. Denn „Spekulanten verkauften massiv Aktien“ trifft die Situation derzeit deutlich besser als die immer noch gerne verbreitete Mär vom kleinen Anleger.

Karussell der Währungen

Mit dem Ausbruch der Finanzkrise ist die Weltwirtschaft in turbulente Zeiten gerutscht. Zwar konnten vor allem die betroffenen Banken zunächst überwiegend durch Staatshilfen gerettet werden. Doch das hat nun fatale Auswirkungen auf die einzelnen Volkswirtschaften, die sich deswegen teilweise zu stark verschuldet haben. Neben einigen europäischen Ländern sind auch die Amerikaner davon betroffen, die einen Staatsbankrott kürzlich gerade noch abwenden konnten.

Doch diese Entwicklung hat auf das Gefüge der wichtigsten Weltwährungen erheblichen Einfluss. Der Euro schwächelt, was allerdings nicht so sehr auffällt, da er meistens mit dem US-Dollar verglichen wird, dem es wegen der aktuellen Finanzlage in den Vereinigten Staaten noch schlechter geht. Leidtragende sind Länder wie Japan oder auch die Schweiz, deren Währungen in ihrem Wert weiter ansteigen.

Dadurch werden ihre Produkte teurer und der Export geschwächt. Vor allem für die weiter unter den Folgen des Erdbebens leidende japanische Wirtschaft ist das ein großes Problem. Die Japaner haben deshalb nun sogar in großem Stil Dollar gekauft, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Der Erfolg ist bescheiden, doch immerhin wurde die Flucht der Anleger aus Euro und Dollar gestoppt – fragt sich nur für wie lange?

Problem verschoben

Es kam, wie von den meisten Experten vermutet. In der amerikanischen Schuldenkrise einigten sich Demokraten und Republikaner erst in letzter Minute. Die Politiker legten sich auf einen Kompromiss fest, der die Schuldenobergrenze der Wirtschaftsmacht um mindestens 2,1 Billionen Dollar erhöht und Einsparungen von insgesamt rund 2,4 Billionen Dollar vorsieht.

Eingespart werden soll diese Summe in den nächsten zehn Jahren vor allem durch Kürzungen im Militärbereich. Eine vor kurzem noch undenkbare Staatspleite der USA dürfte damit abgewendet sein. Auch das bestmögliche Rating der Agenturen bleibt den Amerikanern vorerst erhalten. Doch die massiven finanziellen Probleme bestehen weiter.

Das Land ist vor allem in China hoch verschuldet und das Wachstum bleibt schwach. Und durch die Sparanstrengungen dürften hier auch keine wesentlichen Verbesserungen eintreten. Ganz im Gegenteil: Von den geplant 2,4 Billionen Dollar Einsparungen sind noch nicht einmal die Hälfte konkretisiert, über den Rest wird erst in den nächsten Monaten verhandelt – das könnte die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten weiter dauerhaft lähmen.

Führungsduo als Nachfolger

Josef Ackermann an der Spitze der Deutschen Bank – das war eine bewegte Zeit, in welcher der Schweizer Manager besonders in den Medien und der Bevölkerung zunächst sehr umstritten war, nach erfolgreichem Durchstehen der weltweiten Finanzkrise aber zunehmend an Ansehen gewann. Nun läuft die Zeit Ackermanns ab, im Mai 2012 wechselt er in den Aufsichtsrat.

An seine Stelle wird dann eine Doppelspitze treten. Der indische Investmentbanker Anshu Jain, der bereits auf eine lange Karriere beim größten hiesigen Geldhaus zurückblickt, und der derzeitige Deutschland-Chef Jürgen Fitschen, der als bestens vernetzt mit der Politik gilt. Auf den ersten Blick eine gute Lösung, scheinen sich die beiden Banker in ihren Kompetenzen doch gut zu ergänzen.

Diese Regelung für die Ackermann-Nachfolge könnte aber auch ihre Tücken haben. So spricht der in London lebende Jain offenbar kaum deutsch und gilt als öffentlichkeitsscheu, während der 62 Jahre alte Fitschen für viele Kritiker bereits zu alt ist, um nicht nur als Übergangslösung angesehen zu werden. Zudem erwartet die Bank für das laufende Jahr einen Rekordgewinn – große Fußstapfen, die Ackermann seinen Nachfolgern überlässt.

Kaum Stress

Die Erwartungen waren hoch, doch das Resultat ernüchternd. Beim Stresstest für die europäischen Banken fielen acht von 90 untersuchten Finanzinstituten durch. Unter den Banken, die einer Rezession und einem starken Einbruch am Aktienmarkt nicht lange standhalten würden, befanden sich zwei griechische und fünf spanische Geldhäuser, darunter vier Sparkassen.

In Deutschland wäre die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) durchgefallen. Doch diese hatte sich nach ihrer Kritik an den Kriterien der europäischen Bankenaufsicht kurz vor Veröffentlichung der Ergebnisse selbst aus dem Test zurückgezogen. Nur relativ knapp bestanden haben die HSH Nordbank und die Norddeutsche Landesbank mit einer Stressquote von knapp über den geforderten fünf Prozent.

Doch der Test steht in der Kritik, denn er gilt als nicht ausgereift. So wurde die Möglichkeit eines Ausfalls der griechischen Staatsanleihen genauso wenig berücksichtigt wie andere derzeit denkbare Szenarien. Auch sind die strukturellen Unterschiede zwischen den einzelnen europäischen Banken groß, so sind die stillen Einlagen der deutschen Landesbanken woanders nahezu unbekannt.

Dementsprechend fällt es schwer, die Banken miteinander zu vergleichen. Und was dann bei einer wirklichen erneuten Finanzkrise mit den einzelnen Instituten passieren könnte, lässt sich kaum realistisch vorhersagen. Der nunmehr zweite Stresstest konnte hier lediglich einige Tendenzen aufzeigen, ansonsten taugt er leider nur zum Medienspektakel.

Kleine Pause

Liebe Leser des Bankkaufmann-Blogs,

wir legen eine kurze Sommerpause ein. Ab Ende Juli geht es dann hier weiter.

Souveräne Entscheidung

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum zweiten Mal in diesem Jahr ihren Leitzins erhöht. Der Hauptrefinanzierungssatz liegt damit bei 1,5 Prozent. Eine Entscheidung, die von den meisten Ökonomen trotz der Euro-Krise erwartet worden war. Und das „Wording“ der Währungshüter lässt weitere Erhöhungen noch in diesem Jahr vermuten.

EZB-Chef Jean-Claude Trichet sagte, dass man alle Entwicklungen sehr genau beobachte, welche die Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität betreffen. Damit dürfte Europa endgültig in einen neuen Zinserhöhungszyklus geraten. Denn von Mai 2009 bis zum April dieses Jahres lag der europäische Schlüsselzins konstant bei 1,0 Prozent.

Diese Niedrigzinspolitik endete dann wegen der aufkommenden Inflationstendenzen in Europa. Zuvor hatten die Notenbanker den Zinssatz innerhalb weniger Monate von 4,25 Prozent auf einen Prozent gesenkt – als direkte Folge der Finanzkrise. Damit konnte offenbar eine noch stärkere Rezession verhindert werden.

Nun steigen die Zinsen also wieder, was für Länder wie Deutschland, deren Wirtschaft wieder gut läuft, Sinn macht, um die Gefahr einer Inflation zu bannen. Für angeschlagene Staaten wie Griechenland ist eine Zinserhöhung eher problematisch – doch zeigt die Entscheidung die Souveränität der EZB, die sich auch von der jüngsten Herabstufung der Rating-Agenturen für Portugal nicht von ihrer geldpolitischen Linie abbringen lässt.