K(l)eine Panik

Es ist der Albtraum aller Banken und jeder Volkswirtschaft: Lange Schlangen an den Schaltern und Geldautomaten der Geldhäuser. Und alle Kunden, die dort stehen, wollen nur Bargeld – und zwar möglichst viel und möglichst schnell. Ein Schreckensszenario, das dazu führen kann, dass in kurzer Zeit alle Bargeldreserven aufgebraucht sind.

In Lettland kam es jüngst zu ähnlichen Szenen. Die Kunden der Swedbank drängten sich am Wochenende an den Bankautomaten und hoben zum Teil alles verfügbare Geld ab. Zu dieser Panik in der lettischen Bevölkerung hatten auf Twitter verbreitete Gerüchte geführt. Demnach hätte das schwedische Institut in großen finanziellen Schwierigkeiten gesteckt.

Die Gerüchte erwiesen sich als falsch, der Urheber wird mittlerweile von der Polizei gesucht. Jedoch zeigt die Reaktion der Menschen, wie stark die Nervosität durch die Finanzkrise gestiegen ist. Die Letten haben hier jedoch besonders negative Erfahrungen gemacht, denn mit der Parexbank und der Savingsbank gingen in den vergangenen Jahren bereits zwei Institute pleite.

Noch mehr Stress

Keine guten Nachrichten: Der Commerzbank fehlen mehr als fünf Milliarden Euro, die Deutsche Bank benötigt über drei Milliarden Euro, auch bei den Instituten Nord/LB, Helaba, DZ Bank und WestLB klafft eine hohe Kapitallücke. Das ist das Ergebnis des aktuellen Stresstests der europäischen Finanzaufsicht EBA vom Donnerstag.

Insgesamt fehlen den sechs betroffenen deutschen Geldhäusern rund 13 Milliarden Euro. Vergleichsweise stehen sie damit noch gut da, denn vor allem die griechischen und spanischen Finanzinstitute benötigen laut EBA deutlich mehr frisches Geld. Insgesamt fehlen den Banken in Europa laut den jüngsten Berechnungen etwa 115 Milliarden Euro.

Die Lücken sollen innerhalb eines halben Jahres gestopft werden. Keine leichte Aufgabe für Banken in Krisenzeiten. Soforthilfe kommt von der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese senkte den Leitzins erneut um 0,25 Basispunkte auf nunmehr 1,00 Prozent und lockerte zugleich die Kriterien für Kredite an Banken. Für diese gewiss eine positive Meldung, für die Geldwertstabilität in Europa jedoch nicht.

Bald bloggen wir auch einen Beitrag zum Thema camt. Noch nichts davon gehört? camt-Nachrichten sind die Nachfolger für die bislang gängigen MT940, MT941 und MT942-Formate.

Steigendes Fieber

In eine Karikatur zeigen Tageszeitungen in dieser Woche das Büro einer amerikanischen Ratingagentur. Darin zu sehen ist ein großer Adventskalender und zwei Mitarbeiter, die davor stehen und rätseln: „Welches Land wollen wir denn heute herabstufen?“ Natürlich eine überzeichnete Situation, doch derzeit auch nicht ganz so weit entfernt von der Realität.

So hat Standard & Poor’s in dieser Woche gleich 15 von 17 Staaten der Euro-Zone mit der Herabstufung ihrer Kreditwürdigkeit gedroht – darunter auch Deutschland, das bislang noch zu den sechs Ländern mit einer Bestnote gehört. Doch auch Frankreich, Österreich, Finnland, Luxemburg und die Niederlande könnten nun von dem Urteil betroffen sein.

Eine endgültige Entscheidung will die Ratingagentur erst nach dem in Kürze anstehenden EU-Gipfel fällen. Die nervösen Märkte befinden sich jedoch schon wieder in erhöhter Alarmbereitschaft. Auch das Bundesfinanzministerium hat prompt reagiert und für 2013 Sparmaßnahmen angekündigt. Umso fragwürdiger erscheinen in diesem Zusammenhang allerdings die gerade beschlossenen Steuersenkungen.

Kurze Zeit zum Durchatmen

Der Dax steht wieder deutlich über der Marke von 6000 Punkten. Damit hat der wichtigste deutsche Börsenindex in dieser Woche etwa zehn Prozent an verlorenem Boden gut gemacht. Doch diese Erholung kam nicht dadurch zustande, dass endlich eine nachhaltige Lösung in der Euro-Krise gefunden wurde. Bis auf weiteres sind es nur Strohfeuer, welche die Aktienkurse stützen.

War es kürzlich noch eine gemeinsame Aktion der weltweit wichtigsten Zentralbanken, die Märkte mit frischem Geld zu versorgen, so stabilisierten heute vor allem reine Spekulationen über einen möglichen 200-Milliarden-Euro-Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) an verschuldete Staaten wie Spanien und Italien die Lage.

Doch bis zum nächsten Absturz ist es sicherlich nur ein kleiner Schritt. In der kommenden Woche steht der von vielen Experten als entscheidend angesehene Euro-Gipfel an. Hier müssen endlich durchschlagende Lösungen vorgelegt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel dämpfte in einer Regierungserklärung jedoch wieder die Erwartungen und schwor ihre Zuhörer auf eine lang andauernde Krise ein.

Vor dem Kater

Deutschland scheint derzeit wie zweigeteilt. Da gibt es zum einen die europäische Verschuldungskrise, die sich immer bedrohlicher über die Wachstumsaussichten, das Politikerbefinden und die Medienschlagzeilen schiebt. Und zum anderen gibt es die Verbraucher, die sich weiterhin – scheinbar unbeeindruckt – dem Konsum hingeben.

Wer in diesen Tagen das Gedränge auf den Weihnachtsmärkten oder die Schlangen an den Kaufhauskassen beobachtet hat, der wird die Prognose der Gesellschaft für Konsumforschung sofort bestätigen wollen: Die Marktforscher rechnen trotz der Krise mit guten Handelsumsätzen im Weihnachtsgeschäft, in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Kein Einbruch ist also in Sicht, keine Kaufzurückhaltung nach dem Sprichwort „Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not“ zu beobachten. Doch liegt das vielleicht auch daran, dass die Zinsen für Erspartes schon länger auf niedrigem Niveau verharren und viele Menschen künftig eine deutlich höhere Inflation fürchten. Also wird das Geld lieber ausgegeben.

Bank mit Schlagseite

Es ist erst einen Monat her, als der Commerzbank-Chef Martin Blessing vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten sagte, dass er für das von ihm geführte Geldhaus nie wieder Staatshilfe in Anspruch nehmen möchte. Zur Erinnerung: Auf dem Höhepunkt der Finanzkrise hatte die Commerzbank 18 Milliarden Euro aus Steuergeldern erhalten.

Diese sind nun zwar zu einem Großteil zurückgezahlt, daher das Selbstvertrauen von Blessing, dessen Jahresgehalt wegen der Teilverstaatlichung auf 500.000 Euro gedeckelt wurde. Doch in nur vier Wochen hat sich einiges verändert, die Verschuldungskrise in Europa hat sich noch einmal zugespitzt – mit weitreichenden Folgen für die Commerzbank.

Denn diese benötigt zur Bewältigung der Krise nach Berechnungen der europäischen Bankenaufsicht erneut einige Milliarden Euro an frischem Kapital. Doch wer will derzeit schon in ein Institut investieren, in deren Bilanz sich eine große Menge griechischer und italienischer Staatsanleihen tummeln?

Der Aktienkurs der Commerzbank befindet sich deshalb seit Tagen im Sturzflug. Erneute Staatshilfe scheint da schon fast unausweichlich. Für Blessing gewiss keine leichte Situation, denn nach seinem flotten Spruch von vor vier Wochen bliebe ihm in diesem Fall als persönliche Option wohl nur noch der Rücktritt.

In der Bredouille

Die Liste der hoch verschuldeten und von der Abstufung durch Ratingagenturen bedrohten oder bereits betroffenen Länder in Europa wird immer länger. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass es bald auch Frankreich erwischen könnte. Das ist besonders besorgniserregend, da die Franzosen zusammen mit Deutschland bislang noch den Hort der Stabilität in der Euro-Zone darstellten.

Die amerikanische Ratingagentur Moody’s mahnte Frankreich heute mit einer möglichen Abstufung der Kreditwürdigkeit, was den Verlust der bisherigen Topnote AAA bedeuten würde. Diese Androhung gab es zwar nicht zum ersten Male, doch die Märkte reagieren darauf immer nervöser. So verlor der deutsche Aktienindex Dax mehr als drei Prozent und auch die amerikanische Börse startete deutlich im Minus.

Bereits kürzlich hatte die Ratingagentur Standard & Poor’s das französische Spitzenrating herabgestuft. Dies entpuppte sich allerdings schnell als Versehen. Angeblich wurde die Mitteilung versehentlich verschickt. Doch alleine die Tatsache, dass der Text dafür bereits vollständig formuliert vorgelegen haben muss, ließ die Sorge um die finanzielle Situation Frankreichs steigen.

Berlusconis Rücktritt

Die schier unglaubliche Amtszeit des Silvio Berlusconi hat ein Ende gefunden. Nach seinem überfälligen Rücktritt als Ministerpräsident will er seine Landsleute nun noch mit einem Album selbstgeschriebener Lieder beglücken. Der Titel des Werks „Il vero amore“ heißt übersetzt „Die wahre Liebe“ – ein durchaus beeindruckender Schlusspunkt seiner zweifelhaften Politikkarriere.

Vor dem Scherbenhaufen seines Wirkens stehen nun allerdings andere. Hoch verschuldet besteht die Gefahr, dass Italien ganz Europa in den Abgrund reißen könnte. Die Hoffnungen ruhen auf Mario Monti, dem neuen Regierungschef, der für einen seriösen Reformkurs steht. Und auf den immensen Privatvermögen im Land – höhere Steuern könnten hier einen starken Anteil an der fälligen Defizitreduzierung haben.

Voll durchgeschlagen ist die Krise allerdings schon auf die größte Bank des Landes. Die Unicredit plant wegen der Risiken der von ihr gehaltenen Staatsanleihen eine massive Kapitalerhöhung. Zudem ist der Abbau Tausender Arbeitsplätze geplant. Dies hat auch Folgen für die deutsche Tochter – die HypoVereinsbank muss sich bis zum Jahr 2015 von 1000 Mitarbeitern trennen.

Ackermanns Abschied

Zunächst waren die Proteste groß, als es vor einigen Monaten hieß, Josef Ackermann wechselt nach seiner Zeit als Vorstandssprecher der Deutschen Bank im Mai 2012 an die Aufsichtsratsspitze des Instituts. Ein solch direkter Wechsel ist nämlich im Aktienrecht nur in besonderen Ausnahmefällen erlaubt.

Auch der deutsche „Corporate Governance Kodex“ besagt, dass Vorstandsmitglieder vor Ablauf von zwei Jahren nach dem Ende ihrer Bestellung nicht Mitglied des Aufsichtsrats der Gesellschaft werden dürfen. Ackermann und die Deutsche Bank wollten diesen Kodex offenbar umgehen, obwohl das Ansehen des Managers und des Geldhauses darunter hätten leiden können.

Nachdem man sich in der Branche jedoch schon fast damit abgefunden hatte, kam es nun zu einem überraschenden Kurswechsel. Ackermann stehe nicht mehr für den Posten als Aufsichtsratsvorsitzender zur Verfügung, da der Schweizer wegen der Finanzkrise zu wenig Zeit für die Vorbereitung habe, hieß es von Seiten der Deutschen Bank.

Nun darf spekuliert werden, ob es sich hierbei wirklich um Zeitnot oder gar späte Einsicht handelt oder doch eher andere Gründe den Ausschlag für die Entscheidung gegeben haben. So wird Ackermann laut jüngsten Medienberichten in Zusammenhang mit dem Leo-Kirch-Prozess von der Staatsanwaltschaft offenbar der Falschaussage verdächtigt.

Tradition mit Risiko

Zu den grotesken Dingen im Profisport gehört sicher das Umbenennen von Fußballstadien aus wirtschaftlichen Gründen. Für die schnelle Einnahme werden da gerne mal uralte Namen geopfert, die Fans müssen dann in Stadien mit so schlimmen Bezeichnungen wie „Trolli-Arena“, „Signal-Iduna-Park“ oder „Schauinsland-Reisen-Arena“ pilgern – weigern sich aber meist, den neuen Namen zu benutzen.

Doch nicht alle Vereine machen dieses Spiel mit, in der 1. Bundesliga halten mit Werder Bremen, Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC und dem 1. FC Kaiserslautern immerhin noch vier von 18 Clubs am jeweiligen Traditionsnamen fest. Und eine Spielklasse tiefer gehen zwei Vereine jetzt neue Wege, um an für Umbauten notwendige Einnahmen zu kommen, ohne ihre treuen Anhänger zu verprellen.

Beim Zweitligisten 1. FC Union Berlin können Fans ab Dezember Anteile an ihrem Stadion „Alte Försterei“ kaufen. Die insgesamt erwarteten fünf Millionen Euro Einnahmen sollen dann den Bau der neuen Haupttribüne mitfinanzieren. Aktien in einem bestimmten Umfang können dabei jedoch nur Sponsoren und Vereinsmitglieder erwerben.

Ligakonkurrent FC St. Pauli wartet dagegen mit einer Anleihe auf. Den Käufern werden dabei bis zum Jahr 2018 Zinsen von satten 6 Prozent versprochen. An der Spielstätte „Millerntor“ erwarten die Verantwortlichen dadurch Einnahmen von sechs Millionen Euro, die unter anderem für den Neubau der maroden Gegengeraden verwendet werden sollen.

Die Fans zeigen sich begeistert, zumindest diejenigen, die den 190 Seiten dicken Wertpapierprospekt nicht genau studiert haben. Denn dort heißt es deutlich, dass Anleger ihr investiertes Kapital teilweise oder vollständig verlieren können. Die in diesem Zusammenhang aufgezeigten Risiken erstrecken sich über mehrere Seiten. Auch ein schlechtes sportliches Abschneiden wird angeführt. Wer die wechselhafte Geschichte des Vereins kennt, dürfte spätestens hier von einem Investment zurückschrecken.