Fragwürdige Geldpolitik

Die USA befinden sich auf dem absteigenden Ast. Das sagen zumindest Ökonomen, die sich ausgiebig mit der finanziellen Situation der größten Volkswirtschaft der Welt befassen. Ein riesiges Staatsdefizit, über die Jahre extreme Ausgaben für umstrittene militärische Operationen und diverse strukturelle Probleme haben die USA in die Krise geführt.

Schon seit Jahren versorgt die amerikanische Notenbank die Märkte daher mit Geld zu extrem niedrigen Zinsen zwischen 0 und 0,25 Prozent. Das kann zwar für eine Belebung der Wirtschaft sorgen, erhöht aber auch die Inflationsgefahr und fördert Spekulationsblasen mit allen bekannten Folgen. Doch unbeeindruckt von der Kritik hat die US-Zentralbank nun angekündigt, die Leitzinsen mindestens drei weitere Jahre auf diesem Niveau zu belassen.

Ein einmaliger Vorgang in der Geschichte der „Federal Reserve“, die eigentlich stets aktuell auf wirtschaftliche Entwicklungen reagieren soll, vor allem auch, um sich abzeichnende Preissteigerungen durch Zinserhöhungen möglichst rasch einzudämmen. Fraglich bleibt allerdings, ob die Notenbanker in ihren hochdotierten Jobs nun auch für drei Jahre einen unbezahlten Urlaub antreten werden.

Die Straße von Hormus

Die Weltwirtschaft ist trotz aller Bemühungen um den verstärkten Einsatz regenerativer Energien noch immer in hohem Maße abhängig vom Erdöl. Auch deshalb droht nun neues Ungemach. Nachdem die USA und die Europäische Union im Atomstreit mit dem Iran neue Sanktionen beschlossen haben, droht das Land nun, die „Straße von Hormus“ für den Schifffahrtsverkehr zu schließen.

Diese wichtige Transportroute liegt am Persischen Golf und gilt als entscheidendes Nadelöhr für die Erdöltransporte aus mehreren Staaten. Eine vorübergehende Schließung oder gar ein Anschlag auf einen der Öltanker könnte daher fatale Auswirkungen auf die globale Wirtschaft haben. Bereits die Androhung führte zu einem deutlichen Anstieg des Ölpreises auf dem Weltmarkt.

Eine komplette Blockade des Seeweges würde eine hohe Zahl an Öltankern betreffen, die den Westen mit dem oft als „schwarzes Gold“ bezeichneten Rohstoff beliefern. Der Ölpreis könnte sich dann in kurzer Zeit sogar verdoppeln und damit die Weltwirtschaft erheblich schwächen, da zu viele Industrien noch immer zu stark am Erdöl hängen.

Blick nach China

Zum ersten Mal wohnen in der Volksrepublik China mehr Menschen in einer Stadt als auf dem Land. Bei mehr als 1,3 Milliarden Einwohnen ist die Zahl der Stadtbewohner also gewaltig hoch und in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Ebenso stark wie das Wirtschaftswachstum, das in China zuletzt stets um die Zehn-Prozent-Marke pendelte.

Aktuell ging es hier jedoch leicht bergab. Für das Gesamtjahr 2011 errechnete das Pekinger Statistikamt jüngst einen Wert von 9,2 Prozent. Das ist zwar weniger als die im Vorjahr erreichten 10,4 Prozent, doch immer noch genug, um das weltweite Wachstum in Gang zu halten. Da die anderen großen Volkswirtschaften in den USA, Japan und Europa derzeit schwächeln, wird gerade besonders hoffnungsvoll nach China geblickt.

So erwartet die Weltbank für 2012 ein globales Plus des Wachstums von immerhin noch 2,5 Prozent. Motor dieser erneuten Zunahme sind natürlich hauptsächlich die Chinesen. Die vielfach gesättigten Industriestaaten können hier wenig zu beitragen, für die Euro-Zone geht die Weltbank für das laufende Jahr sogar von einem Minus von 0,3 Prozent aus.

Ungebremste Macht

Es war wohl nur ein kurzes Durchatmen, als Italien und Spanien kürzlich milliardenschwere Anleihen am Kapitalmarkt zu deutlich gesunkenen Zinsen platzieren konnten. Sogar von der Rückkehr des Anlegervertrauens war bereits die Rede. Doch diese positive Stimmung hielt nur solange an, bis Standard & Poor’s zum nächsten Schlag ansetzte.

Gleich neun europäische Länder wurden von der amerikanischen Ratingagentur in ihrer Kreditwürdigkeit herabgesetzt. Darunter auch Italien und Spanien – gleich um zwei Stufen. Das war natürlich Futter für alle, die in dem Agieren der US-Ratingagenturen eine bewusste Schwächung der Euro-Zone wittern. Erstmals erwischte es auch Frankreich, das sein AAA-Toprating verlor.

Doch es könnte noch schlimmer kommen, denn Standard & Poor’s kündigte für diese Woche eine Neubewertung des gesamten europäischen Rettungsschirms an. Fraglich, wie die Märkte hier auf eine Herabstufung reagieren würden. Denn trotz aller gegenteiligen Beteuerungen aus der Politik scheint die Macht der Ratingagenturen weiter ungebrochen.

Wolfsburger Aufholjagd

Unter normalen Umständen wäre diese Meldung sicherlich mehr gefeiert worden: Der Automobilhersteller Volkswagen hat im vergangenen Jahr den Konzern Toyota auf Rang zwei in der Liste der weltgrößten Autobauer abgelöst. Doch das lag nicht nur am Wachstum des Wolfsburger Unternehmens, sondern vor allem am Einbruch der Japaner.

Nach der verheerenden Katastrophe von Fukushima im Frühjahr stand die Produktion bei Toyota lange Zeit still. Gleichzeitig verkaufte Volkswagen 2011 erstmals mehr als acht Millionen Fahrzeuge, das bedeutet Platz zwei hinter dem amerikanischen Marktführer General Motors. Doch auch hier holt VW vor allem durch Wachstum in Asien weiter auf.

Neue Werke in China sind geplant und bereits im Jahr 2018 soll die Zehn-Millionen-Marke beim Verkauf durchbrochen werden. Experten sagen der Automobilbranche zunächst jedoch ein schwieriges Jahr voraus, vor allem in Europa könnte der Absatz einbrechen. Für die stark exportabhängigen deutschen Automobilhersteller dürfte 2012 also wegweisend werden.

Mobile Payment: Sparkassen starten in diesem Jahr

10.01.2012 – Noch in diesem Jahr will die Sparkassen-Finanzgruppe Millionen Girokarten in Deutschland mit Funktechnik ausstatten. Bankkunden können dann kleine Einkäufe bis 20 Euro kontaktlos ohne PIN und Unterschrift mit ihrer Bankkarte bezahlen. Ein Pilotprojekt startet im April in Niedersachsen, im August soll das System bundesweit eingeführt werden.

„Die Einführung der Funktechnik auf den Sparkassen-Cards ist ein erster wichtiger Schritt, um die Chancen von Mobile Payment in Deutschland zu nutzen“, sagt Klaus Schilling, Bankexperte bei Steria Mummert Consulting. „Die Banken in Deutschland sollten sich jedoch nicht allein auf die Kartenzahlung fokussieren und bei der Abwicklung von Kleinbeträgen stehenbleiben. So zeigen beispielsweise die in den USA eingeführten Bezahlsysteme per Smartphone bereits eine große Marktakzeptanz. Damit öffnet sich perspektivisch ein neuer wichtiger Kanal für die Abwicklung des gesamten Zahlungsverkehrs, den die Institute ihren Wettbewerbern nicht durch Untätigkeit überlassen sollten.“

Im Wettbewerb um die Einführung mobiler Zahlverfahren hilft den Banken ein klares Vertrauensplus ihrer Kunden. Denn die Verbraucher vertrauen bei der Abwicklung ihres Zahlungsverkehrs in erster Linie ihrer Hausbank. Die Telekommunikationsunternehmen hinken deutlich hinterher. Aus diesem Grund erwarten die Kunden auch beim M-Payment die nahtlose Anbindung an das Zahlungsverkehrsnetz ihres Instituts. „Daher sollten deutsche Banken die Chance nicht verpassen, mittelfristig mit dem Handy eine Alternative zu klassischen ec- und Kreditkartenzahlungen anzubieten“, sagt Schilling. „Eine enge Zusammenarbeit mit der Telekommunikationsbranche liegt dabei auf der Hand.“

Quelle: Steria Mummert Consulting, Bankfachklasse

Unter Druck

Zehn Jahre Euro – das Jubiläum des Euro als Zahlungsmittel zum Jahreswechsel 2011/12 ist nahezu untergegangen. Für eine Jubelstory sind die Zeiten aber auch zu schwierig, daher überwogen die kritischen Berichte über die europäische Währungsunion und der bange Ausblick, was im neuen Jahr in der Schuldenkrise an weiteren negativen Überraschungen kommen mag.

Der Euro selbst hatte sich dagegen in den vergangenen Monaten trotz der vielen Hiobsbotschaften aus Griechenland, Italien und anderen finanziell angeschlagenen Ländern gut behauptet, zumindest in seiner Bewertung gegenüber dem amerikanischen Dollar. Doch ausgerechnet in der ersten Woche des Jahres rutschte der Euro deutlich ab – unter die Marke von 1,27 Dollar.

Dabei waren es in Sachen Euro-Krise ungewohnt ruhige Tage. Es gab diesbezüglich keine nennenswerten Neuigkeiten. Feiertage und Ferien sorgten zunächst für Entspannung. Doch die damit verbundenen dünnen Handelsumsätze haben dazu geführt, dass der Euro zu Jahresbeginn rasch auf den tiefsten Stand seit dem September 2010 fallen konnte.

Ob es mit der Währung nun weiter bergab geht, werden die nächsten Wochen zeigen: Kehrt das Vertrauen in die Politik und damit auch in den Euro dauerhaft zurück? Oder brechen am Ende alle Dämme? Vor allem der Druck auf Griechenland wächst weiter an – ein möglicher Staatsbankrott wird dadurch immer wahrscheinlicher.

Überraschung aus Belgien

Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Aktuell ist das Peter Praet. Der Belgier wurde zum neuen Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB) berufen. Als Favoriten für diesen einflussreichen Posten wurden lange Zeit eigentlich zwei andere Ökonomen gehandelt – der Franzose Benoît Cœuré und der Deutsche Jörg Asmussen.

Für Deutschland und seine Stabilitätspolitik ist das nach dem überraschenden Verzicht des ehemaligen Bundesbankpräsidenten Axel Weber auf die fast sichere Berufung zum EZB-Präsidenten vor knapp einem Jahr ein weiterer Rückschlag. Denn bislang hatten den Job des Chefvolkswirts mit Ottmar Issing und Jürgen Stark ausschließlich Vertreter aus Deutschland inne.

Nun darf erstmals der Vertreter eines kleinen Euro-Landes ran. Praet galt bislang eher als unauffällig, seine Berufung erstaunt. Zuletzt agierte er als Direktoriumsmitglied in der EZB, davor im Vorstand der belgischen Zentralbank. In Fachkreisen gilt der zurückhaltende Belgier jedoch auch als ein Vertreter der Geldwertstabilität.

Auf ein Neues

Das Börsenjahr 2011 werden die meisten Anleger negativ in Erinnerung behalten. So verlor der Dax in den vergangenen zwölf Monaten rund 15 Prozent an Wert – damit war 2011 eines der schlechtesten Jahre seit Bestehen des größten deutschen Börsenindex. Schlusslicht im Jahresranking ist die Commerzbank mit minus 71 Prozent, aber auch die Papiere der Deutschen Bank büßten 25 Prozent ein.

Nun liegen viele Hoffnungen auf ein besseres Resultat in 2012. Doch noch überwiegen die Ängste. Die Verschuldungskrise der europäischen Staaten ist trotz zahlreicher Krisengipfel noch immer nicht gelöst, die Furcht vor einer möglichen Kettenreaktion und einem damit verbundenen Zusammenbruch der Euro-Zone belastet die verunsicherten Märkte weiter.

Die starke Kurskorrektur im Sommer mag allerdings gerechtfertigt gewesen sein, seitdem hat der Dax eine offenbar realistische Bewertung rund um die 6000-Punkte-Marke gehalten. Sollte jedoch eine nachhaltige Lösung für die finanziell angeschlagenen Staaten gefunden werden, dürfte sich auch der Dax weiter stabilisieren – an den ersten beiden Handelstagen 2012 legte der Index immerhin um knapp fünf Prozent zu.

Winterpause

Der Bankkaufmann-Blog macht Ferien und wünscht allen Lesern ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. Im Januar 2012 geht es dann hier weiter.