Kaum läuft die Wirtschaft etwas besser, sprechen einige Politiker bereits wieder von „Vollbeschäftigung“. Volkswirte erinnern sich dann an die Beveridge-Kurve. Der britische Ökonom Wiliam Henry Beveridge beschrieb Vollbeschäftigung als ein Gleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt, bei der alle Produktionsmittel ausgelastet sind. Allgemein wird dabei von einer Arbeitslosenquote zwischen zwei und drei Prozent ausgegangen.
Ein Zustand, von dem Deutschland dann doch noch weit entfernt ist. 7,9 Prozent beträgt die aktuelle Arbeitslosenquote, das sind rund 3,3 Millionen Menschen. Ein Wert, der schon mal deutlich höher lag, aber noch weit von einer Vollbeschäftigung entfernt ist. Besonders, wenn man berücksichtigt, dass die Zahl der Arbeitssuchenden eigentlich viel höher ist.
„Die verdeckte Arbeitslosigkeit liegt in Deutschland derzeit etwa doppelt so hoch“, sagte dann auch Rolf Steil vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten. Der Leiter der Hamburger Arbeitsagentur ist daher eher skeptisch, was eine mögliche Vollbeschäftigung angeht. Das Arbeitskräftepotenzial gehe in den nächsten Jahren zwar zurück und theoretisch müsste ein Ausgleich stattfinden, doch diese Rechnung berücksichtigt nicht die geringe Qualifikation vieler Menschen.
Denn die Jobs werden komplizierter, einfache Tätigkeiten zunehmend maschinell erledigt. Seine Forderung an die Politik lautet daher: mehr Bildung und mehr Zuwanderung. „Davor haben wir uns lange genug gedrückt. Doch als schrumpfende Nation müssen wir endlich in den Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitnehmer treten“, so Steil. Ein Weg, den alle westeuropäischen Länder gehen müssen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Von der Vollbeschäftigung kann dann später immer noch geträumt werden.