Wohl kein Land hat die Wirtschaftskrise so hart getroffen wie Island. Dem vorhergehenden Boom besonders stark verfallen, zeigt sich dann auch der Einbruch umso kräftiger. Wie unter einem Mikroskop können die Krisenfolgen hier nur auf kleinem Raum – Island hat nur etwas mehr als 300.000 Einwohner – besonders deutlich beobachtet werden.

Etwa ein Viertel der Wirtschaft entfallen auf den Finanzsektor. Die drei großen Banken Kaupthing, Glitnir und Landsbanki wurden bereits im Oktober 2008 verstaatlicht – die Forderungen der Gläubiger sind um ein Vielfaches höher als das Bruttoinlandprodukt der Vulkan- und Partyinsel. Gesundschrumpfen ist nun angesagt, die drei umgewandelten beziehungsweise neu gegründeten Banken sind nun unter staatlicher Kontrolle nur noch für das Inlandsgeschäft zuständig.

Rettung bringen soll jetzt eine Milliarden-Finanzspritze an die Institute und die Aufnahme des Inselstaates in die Europäische Union, möglichst bald gefolgt von der Einführung der Euro-Gemeinschaftswährung. Der Bankensektor dürfte aber noch auf längere Zeit am Boden liegen. Immerhin: Eine kleine Privatbank gibt es noch auf Island – sie beschäftigt ganze 50 Mitarbeiter.

Aufatmen können allerdings die deutschen Sparer, die ihr Geld bei der Kaupthing-Bank angelegt hatten. Mehr als 30.000 Kunden mussten einige Monate um ihre insgesamt über 300 Millionen Euro zittern, doch in diesen Tagen haben sie ihre Einlagen zurückbekommen. Nur auf ihre Zinsen müssen die einst so renditehungrigen Kleinanleger wohl noch etwas warten.

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