Mit den Volksabstimmungen und Bürgerbegehren ist das so eine Sache. In der Schweiz wird gegen den Bau von Minaretten gestimmt, obwohl es dort fast keine gibt. In deutschen Städten kommen große Mehrheiten für den Erhalt von Schwimmbädern oder Wäldern zusammen, die dann doch ohne Rücksicht auf Verluste einfach abgerissen werden. Eine neue Dimension in Sachen Volksbegehren wurde nun in dem kleinen Inselstaat Island erreicht.

In dem so genannten Icesave-Referendum durften die etwas mehr als 300.000 Einwohner am Wochenende darüber entscheiden, ob Island für die finanziellen Folgen des Bankenzusammenbruchs durch die Finanzkrise aufkommen soll. Dabei geht es um eine Summe von 3,8 Milliarden Euro, die britische und niederländische Sparer verloren hatten. Die haben ihre Einlagen zwar mittlerweile von ihren Heimatländern über Einlagensicherungsfonds weitgehend ersetzt bekommen, doch diese fordern das Geld nun natürlich von Island zurück.

Das Votum fiel eindeutig aus. 93 Prozent der Isländer stimmten gegen die Rückzahlung zu den aus ihrer Sicht nicht glücklichen Bedingungen. In diesem klaren Ergebnis spiegelt sich vor allem der Volkszorn der Isländer gegen die Politiker und Banker wider, die nach ihrer Ansicht in der Finanzkrise versagt haben. Für das sowieso schon angeschlagene Island werden die Probleme jetzt noch größer. Die EU-Ambitionen und ein erhoffter Euro-Beitritt haben durch das Votum einen herben Rückschlag erlitten.

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