Aus den Fußgängerzonen deutscher Groß- und Kleinstädte sind sie nicht mehr wegzudenken – dachte man bis vor kurzem. Doch nun stehen Warenhäuser wie Hertie und Woolworth vor dem Aus. Handel bedeutet Wandel, heißt eine dazu passende Branchenweisheit. Auch Karstadt könnte es treffen, bei der wohl bekanntesten deutschen Kaufhauskette wird die Lage immer bedrohlicher.
Der Mutterkonzern Arcandor hat 650 Millionen Euro Staatsbürgschaft beantragt und einen Kredit in Höhe von 200 Millionen Euro. Zusätzlich demonstrieren Karstadt-Beschäftigte und sammeln bei den Kunden Unterschriften für den Erhalt der insgesamt rund 50.000 Arbeitsplätze. Es geht dabei nicht nur um die Kaufhauskette, sondern auch um den Versandhandel Quelle.
Doch Nothilfe aus dem Deutschlandfonds wird es wahrscheinlich nicht geben, denn dazu müsste der ehemals unter KarstadtQuelle firmierende Unternehmensbereich erst durch die Wirtschaftskrise in Schieflage geraten sein – viele Branchenexperten und Politiker teilen diese Auffassung nicht. Zulange leiden die Warenhäuser schon unter der Internetkonkurrenz, der Anziehungskraft von Fachketten und nicht zuletzt unter gravierenden Managementfehlern.
Doch steht nicht eigentlich Arcandor selbst in der Pflicht? Der Konzern besitzt nicht nur schwächelnde Warenhäuser, sondern auch den profitablen Reisekonzern Thomas Cook. Und der könnte bei einem Verkauf doch den einen oder anderen Euro bringen. Auch andere Wege sind denkbar, beispielsweise eine Fusion mit dem Erzrivalen Kaufhof, der zum Metro-Konzern gehört.
Nächste Woche will der Lenkungsausschuss über Arcandors Antrag auf Hilfe aus dem begehrten Notfonds entscheiden. Es geht dabei nicht nur um eine mögliche weitere Verödung deutscher Fußgängerzonen, sondern auch um die Glaubwürdigkeit der Politik.
von Karstadt
05 Jun 2009 um 10:22
Hat Madeleine Schickedanz als Eigentümerin von arcandor nicht noch genug Geld auf der hohen Kante? Das sollte doch erstmal genutzt werden bevor man gleich nach dem Staat ruft…
von Anti_Karlstadt
13 Jun 2009 um 12:41
Meiner Meinung nach sollten arcandor keine staatshilfe bekommen.. sie steckten doch schon vor der finanzkrise in schwierigkeiten.. die steuerzahler müssen schon für opel bezahlen… wir können da doch nicht auch noch arcandor finanieren! des beste ist wenn die mit metro fusionieren.. da wird der deutsche geldbeutel nicht noch mehr belastet.. man weiß ja nicht, was noch alles auf deutschland an schulden und firmenpleiten zu kommen wird.
von Thea
15 Jul 2009 um 12:31
Ich bin auch völlig gegen Hilfen für solche Konzerne die dermaßen abstrus wirtschaften, dass sie am Ende einfach gegen die Wand gefahren werden müssen. Es darf aber natürlich auch nicht mit zweierlei Maß gemessen werden und egal, was man nun von den Lösungen halten mag, die Regierung hat sich da noch einigermaßen elegant durchgeboxt, wie ich finde.
von Nico
04 Aug 2009 um 09:05
Dass die Regierung hier ihre finanzielle Unterstützung nicht zugesagt hat, finde ich völlig in Ordnung, schließlich trägt das Unternehmen im Fall Arcandor doch selbst die Schuld an der Insolvenz. Man kann nicht ständig für Unternehmen einstehen, nur weil diese nicht in der Lage sind frühzeitig Strukturen zu verändern!