Aus den Fußgängerzonen deutscher Groß- und Kleinstädte sind sie nicht mehr wegzudenken – dachte man bis vor kurzem. Doch nun stehen Warenhäuser wie Hertie und Woolworth vor dem Aus. Handel bedeutet Wandel, heißt eine dazu passende Branchenweisheit. Auch Karstadt könnte es treffen, bei der wohl bekanntesten deutschen Kaufhauskette wird die Lage immer bedrohlicher.

Der Mutterkonzern Arcandor hat 650 Millionen Euro Staatsbürgschaft beantragt und einen Kredit in Höhe von 200 Millionen Euro. Zusätzlich demonstrieren Karstadt-Beschäftigte und sammeln bei den Kunden Unterschriften für den Erhalt der insgesamt rund 50.000 Arbeitsplätze. Es geht dabei nicht nur um die Kaufhauskette, sondern auch um den Versandhandel Quelle.

Doch Nothilfe aus dem Deutschlandfonds wird es wahrscheinlich nicht geben, denn dazu müsste der ehemals unter KarstadtQuelle firmierende Unternehmensbereich erst durch die Wirtschaftskrise in Schieflage geraten sein – viele Branchenexperten und Politiker teilen diese Auffassung nicht. Zulange leiden die Warenhäuser schon unter der Internetkonkurrenz, der Anziehungskraft von Fachketten und nicht zuletzt unter gravierenden Managementfehlern.

Doch steht nicht eigentlich Arcandor selbst in der Pflicht? Der Konzern besitzt nicht nur schwächelnde Warenhäuser, sondern auch den profitablen Reisekonzern Thomas Cook. Und der könnte bei einem Verkauf doch den einen oder anderen Euro bringen. Auch andere Wege sind denkbar, beispielsweise eine Fusion mit dem Erzrivalen Kaufhof, der zum Metro-Konzern gehört.

Nächste Woche will der Lenkungsausschuss über Arcandors Antrag auf Hilfe aus dem begehrten Notfonds entscheiden. Es geht dabei nicht nur um eine mögliche weitere Verödung deutscher Fußgängerzonen, sondern auch um die Glaubwürdigkeit der Politik.

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