Ein schneller Blick beim Frühstück auf das iPhone: „Oh, mein Zug hat 20 Minuten Verspätung“ – da reicht die Zeit noch für eine zweite Scheibe Brot. Oder der Kinofilm am Abend: Man müsste mal dringend zur Toilette, doch dadurch werden womöglich wichtige Szenen des Films verpasst. Auch hier hilft das iPhone, per Signalton wird angezeigt, wann man schnell für zwei Minuten verschwinden kann, ohne Entscheidendes zu verpassen.

Möglich machen diese kleinen und großen Lebenserleichterungen das iPhone des amerikanischen Computer- und Handyherstellers Apple. Applikationen, kurz App, werden diese Programme genannt, die gegen Gebühr oder kostenlos auf das inzwischen so beliebte und weit verbreitete Gerät geladen werden können. Zwischenstände beim Fußball, Börsenkurse, das Wetter am Urlaubsort – über nahezu alles ist man so informiert.

Auch die Medienbranche hat diese Anwendung nun für sich entdeckt. Und plötzlich sollen die Apps die Verlage aus ihrer strukturellen Krise retten. Informationen wandern verstärkt ins Internet ab, die meisten Zeitungen und Zeitschriften verlieren an Auflage, in den USA gibt es bereits Großstädte ohne Tageszeitung. Kein Wunder, denn nahezu eine komplette Generation ist mit Handy und Internet aufgewachsen, da spielen schnell veraltende Zeitungen, so hintergründig sie auch berichten mögen, keine große Rolle mehr.

Das Problem der Verlage ist, dass ihre einst so wertvollen Inhalte im Internet quasi verschenkt werden, da sie überall kostenfrei zur Verfügung stehen. Nun gibt es Versuche, Artikel gegen Gebühren zu verkaufen – der Verlag Axel Springer sieht sich hierzulande in einer Vorreiterrolle. Besonders groß ist daher auch der Aufschrei aus diesem Hause, da die gebührenfinanzierte ARD ihre Tagesschau in Zukunft als App anbieten will. Der Untergang der Medien wird plötzlich von den Verlagen prophezeit. Wohlgemerkt, wegen einer simplen Ankündigung.

Stimmungsmache hin oder her, hier werden die Apps wohl deutlich überschätzt. Denn die Inhalte der Tagesschau sind schon jetzt für jeden im Internet frei zugänglich. Da wird eine optisch aufgehübschte Aufbereitung für das iPhone sicher keine große Rolle mehr spielen. Die Panik der Medienhäuser ist also übertrieben, diese Energie sollte lieber in qualitativ hochwertige Premiuminhalte investiert werden, denn nur dann wären die Nutzer auch bereit, dafür im Internet Geld zu zahlen.

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