Kürzlich beschäftigte sich dieser Blog mit dem Foodwatch-Gründer Thilo Bode und seinen Vorwürfen gegen die Lebensmittelindustrie. Zu den kritisierten Personen gehörte auch Peter Brabeck-Letmathe, Verwaltungsratsvorsitzender der Nestlé Group, des mächtigsten Lebensmittelherstellers der Welt. Seit mehr als 40 Jahren ist der gebürtige Österreicher für den Schweizer Konzern tätig.
Vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten hatte er nun Gelegenheit, auf die Kritik zu reagieren. Doch seine Verteidigung fällt unerwartet lasch aus: Überzuckerte Nahrungsmittel wie Frühstücksflocken? Nestlé habe Zucker in den vergangenen Jahren reduziert, er verstehe die Aufregung nicht, früher habe doch auch jedes Kind seinen Traubenzucker bekommen. Gerne hätte man hier die Reaktion des Verbraucherschützers Bode gesehen.
Doch immerhin, Brabeck-Letmathe gibt zu, dass Nestlé mittlerweile eine Beratungsgruppe gegründet hat, der auch wichtige Kritikerverbände angehören. Viel spannender erscheint ihm aber das Thema „Medical Food“. Um Lebensmittel zu entwickeln, die angeblich vorbeugend oder sogar heilend auf Krankheiten wie Diabetes oder Alzheimer wirken, hat der Nestlé-Konzern die Tochtergesellschaft „Nestlé Health Science“ gegründet.
Diese sei vom Risikoprofil eher mit einem Pharmakonzern vergleichbar als mit einem Lebensmittelhersteller. Die Vertriebswege seien anders und wie bei Medikamenten üblich könne die Zulassung mehrere Jahre dauern, berichtet Brabeck-Letmathe. Sein Konzern beschreitet also neue Wege. Vielleicht, weil er sich „verantwortlich fühlt für die Lebensbedingungen aller Menschen dieser Welt“, wie es in einem Buch über den Manager heißt. Ganz sicher aber, um den stark wachsenden Markt „Medical Food“ zu erschließen.