28.03.2012 – Ihr Griechenland-Engagement ist der Postbank 2011 sauer aufgestoßen. Stefan Jütte, Vorstandsvorsitzender des Instituts, musste in Frankfurt bei seiner letzten Bilanzpressekonferenz vor seinem Eintritt in den (Un-)Ruhestand Ende Juni ein Vorsteuerergebnis von 78 Millionen Euro präsentieren – und Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen in Höhe von 632 Millionen Euro. Und so lautet die Strategie der Postbank für die Zukunft, „von der Finanzanlage- zur Consumerbank werden“ – oder zur „Bank für das Wesentliche“, wie es Jütte ausdrückte.
„Das Geschäftsjahr 2011 wäre ein ganz besonderes Jahr gewesen, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre“, eröffnete Jütte. Beim bereinigten Vorsteuerergebnis hat die Postbank nämlich 2011 um 13 Prozent auf 984 Millionen Euro zugelegt. Das versteht sich freilich vor der Abschreibung auf die griechischen Staatsanleihen im Postbank-Portfolio auf 27 Prozent des Nominalwerts. In der Konsequenz will das Haus künftig Eigenanlagen in „deutlich geringeren“ Umfang tätigen als bisher und diese etwa zur Liquiditätssteuerung nutzen. Finanzvorstand Marc Heß bezifferte das Restrisiko aus dem Griechenland-Exposure nach dem Umtausch der alten Anleihen in EFSF-Papiere auf 51 Millionen Euro Buchwert.
Die Belastungen aus dem strukturierten Kreditgeschäft, die 2010 der Postbank noch mit 426 Millionen Euro das Ergebnis verhagelt hatten, fielen 2011 mit 19 Millionen Euro weniger stark ins Gewicht. „Wir sind guter Hoffnung, dass die Belastung aus dem strukturierten Kreditgeschäft der Vergangenheit angehört“, sagte Chief Financial Officer Heß.
Niedrigzinsumfeld als Herausforderung für 2012
Jütte prognostiziert, dass die Postbank in den kommenden Jahren „wieder nennenswerte Ergebnisse“ präsentieren kann unter der Voraussetzung, dass nicht weitere europäische Staaten straucheln. 2012 werde das Niedrigzinsumfeld eine Herausforderung für das Institut sein.
Lobend erwähnten Jütte und Vertriebsvorstand Frank Strauß, der im Juli den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernehmen wird, das Zusammenspiel innerhalb der Deutschen-Bank-Gruppe. „Die Zusammenarbeit mit der Deutschen Bank läuft in weiten Teilen total harmonisch“, erklärte Jütte. Besonders hervor hob das Duo die Bekenntnis der Deutschen Bank zur technischen Plattform der Postbank, die als Basis für eine gemeinsame Weiterentwicklung dienen soll.
„Wir bilden in der Deutschen-Bank-Gruppe das Zentrum des Consumer Bankings“, betonte Strauß. Da ist es wohl nicht mehr als folgerichtig, dass die Kunden der ebenfalls zur Gruppe gehörenden norisbank, deren Filialen „über die Zeit“ geschlossen werden sollen, das Angebot erhalten, mit ihren Produkten zur Postbank zu wechseln und sich in einer ihrer Filialen betreuen zu lassen. Alternativ können die Kunden bei der norisbank als Direktbank verbleiben.
Der Personalabbau geht weiter
Auch 400 Filialmitarbeiter der norisbank erhalten das Angebot, zur Postbank zu wechseln. Allerdings gehe der Personalabbau weiter, sozialverträglich, wie Jütte betonte. Bislang seien noch keine Bereiche definiert oder adressiert, in denen gekürzt wird, wenn auch der Vertrieb nicht betroffen sein soll.
Beibehalten will die Postbank die Kooperation mit der Post. Eine Millionen Kunden besuchen die Filialen des Kreditinstituts pro Tag, erwähnte Strauß. Außerdem hat der Finanzdienstleister 2011 die Fünf-Millionen-Marke bei den Girokonten geknackt.
Quelle: Stefanie Kraus, Bankmagazin