Das traditionsreiche Hamburger Hotel Atlantik liegt direkt an der Alster. Von großen Schiffen ist dort nichts zu sehen. Nicht der passendste Ort also für den Verband Deutscher Reeder, um seine Jahresbilanz zu ziehen. Denn das eigentliche Geschehen in der Schifffahrt spielt sich auf den Weltmeeren ab und ein beträchtlicher Teil davon auf der Elbe, nur einige hundert Meter vom Atlantik-Hotel entfernt.

Doch auch dort war der Betrieb in den vergangenen Monaten merkwürdig ruhig. Weniger Containerschiffe, weniger Hafengeräusche, weniger Hinterlandverkehr. Die Folgen der Wirtschaftskrise waren und sind im Hamburger Hafen für jeden Beobachter offensichtlich. Und der Reederverband lieferte heute dazu die entsprechenden Zahlen: Rückgang des Welthandels um zwölf Prozent, davon beeinflusst sank auch der Containerverkehr auf See um zehn Prozent.

Eine Entwicklung, die kaum jemand in der Schifffahrt für möglich gehalten hatte. Obwohl diese schon immer ein besonders zyklisches Geschäft war, wurden weiter viele neue Frachter bestellt, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Folgen sind fatal: Überkapazitäten, niedrige Charterraten und die in Boomzeiten georderten Schiffe können oft nicht mehr bezahlt werden. Bei der Kapitalbeschaffung klagt die Branche, die noch vor eineinhalb Jahren quasi im Geld schwamm, mittlerweile über Engpässe.

Wie in anderen Industriezweigen wird nun auch hier der Ruf nach dem Staat laut. Reeder-Chef Michael Behrendt fordert Unterstützung, betont aber zugleich, dass diese Finanzhilfen nur für eine Phase der Überbrückung gedacht seien. Ob mit stabilisierenden Maßnahmen oder ohne – es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen nach einer Erholung ein wenig stärker auf Sicht fahren. Denn die nächste Krise kommt bestimmt.

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